Deutschland rüstet Saudis weiter auf

Große Koalition will im Koalitionsvertrag verankerten Exportstopp von Kriegsmaterial aufweichen

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Bundesregierung will weiterhin Rüstungsexporte an Saudi-Arabien und andere Länder genehmigen, die direkt am Krieg in Jemen beteiligt sind. Am Mittwoch zitierte »Spiegel Online« aus einem Brief des Bundeswirtschaftsministeriums an den SPD-Abgeordneten Thomas Hitschler. Darin wird ein grundsätzliches Embargo für Rüstungsexporte an die Staaten ausgeschlossen. Stattdessen soll es »Einzelfallprüfungen« geben. Dabei soll zum einen die Verwicklung des jeweiligen Landes in den Krieg im Süden der arabischen Halbinsel beleuchtet werden. Außerdem ist es entscheidend, welche Waffen angefragt werden und wozu sie eingesetzt werden können.

Das widerspricht dem Koalitionsvertrag von Union und SPD. In dem Papier hatten sich die Regierungsparteien darauf geeinigt, dass ab sofort keine Ausfuhren an Länder genehmigt würden, solange diese unmittelbar am Jemen-Krieg beteiligt seien. Zugleich wurde vereinbart, dass bereits erteilte Vorgenehmigungen nicht wieder zurückgenommen werden.

Das hatte zur Folge, dass aus Deutschland weiterhin diverses Kriegsmaterial an die saudische Diktatur und ihre Verbündeten geliefert wurde. Dem von Riad geführten Bündnis gehören auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Bahrain, Jordanien, Kuwait, Marokko, Senegal und Sudan an. Der Wert der deutschen Ausfuhren an diese Länder seit März dieses Jahres betrug insgesamt 275,8 Millionen Euro.

Die Allianz unterstützt die jemenitische Regierung seit mehr als drei Jahren im Kampf gegen schiitische Huthi-Rebellen, die weite Teile des Landes kontrollieren. In Jemen herrscht eine humanitäre Katastrophe. Mehr als zehn Millionen Kriegsflüchtlinge müssen um ihr Überleben fürchten.

Es ist möglich, dass aus Deutschland gelieferte Patrouillenboote an der saudischen Seeblockade gegen Jemen beteiligt sind. Die Rüstungsexportpolitik geht vielen Parlamentariern der SPD zu weit. Der Dortmunder Bundestagsabgeordnete Marco Bülow hatte bereits vor Wochen gefordert, dass die Exportgenehmigungen zurückgenommen werden müssten.

Dem Vernehmen nach stritten die sozialdemokratischen Abgeordneten am Dienstag bei einer internen Sitzung heftig über das Thema. Im Fokus stand dabei auch Außenminister Heiko Maas, der sich um bessere Beziehungen zum saudischen Königshaus bemüht hatte. Die »Süddeutsche Zeitung« hatte Maas vor wenigen Wochen mit dem Satz zitiert, dass Riad eine »wichtige Rolle für Frieden und Stabilität in der Region und in der Welt« spiele.

SPD-Chefin Andrea Nahles hatte versucht, die Gemüter zu beruhigen. Sie behauptete, dass die SPD-Minister im Sicherheitsrat der Bundesregierung, der über Rüstungsexporte entscheidet, »hart dafür arbeiten«, dass der Koalitionsvertrag umgesetzt werde.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal