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Berlin schlägt Silicon Valley
Martin Kröger über die Entscheidung des Siemenskonzerns
Warum immer in die Ferne schweifen? »In Berlin gab es Gründerkultur, da gab es im Silicon Valley noch keine Garagen«, schwärmt der Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Joe Kaeser. Der will die Entscheidung seines Konzerns, den Innovationscampus in Berlin zu errichten, aber keinesfalls als nationalistischen Zug verstanden wissen. Vielmehr soll ein Quartier entstehen, das den alten Berliner Kiezen ähnelt: Sozial soll das Projekt sein, modern, digital, ökologisch, aber auch ökonomisch.
Das klingt vielversprechend. Bei einer solch großen Investition von 600 Millionen Euro ist auch nachvollziehbar, dass bei Rot-Rot-Grün nach Verkündung der Siemens-Entscheidung Feierlaune aufkam. Schließlich hatte sich Berlin allen Unkenrufen der Opposition zum Trotz gegen die Konkurrenz aus dem Ausland durchgesetzt. Und nach der Absage des Google-Campus gibt es nun einen Ansiedlungserfolg zu vermelden - nämlich den mit Abstand größten seit Langem.
Doch bei allem Enthusiasmus sollte nicht übersehen werden, dass die Pläne große Immobiliengeschäfte beinhalten. Allein die Umwandlung eines Industrieareals in ein Planungsgebiet, in dem Wohnbebauung möglich ist, dürfte den Bodenpreis explodieren lassen. Nicht, dass die sozialen Versprechungen Siemens am Ende nur ein Feigenblatt sind, um diese Deals zu kaschieren. Auch der Wegfall der Industriearbeitsplätze ist ein Wermutstropfen.
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