Früher war alles besser ...

Alexander Isele über pessimistische EU-Bürger

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

... glauben zwei Drittel aller Menschen in der EU, so die jüngste Bertelsmann-Studie mit dem Titel »Make Europe great again«. In Zeiten der allgemeinen gesellschaftlichen Verunsicherung flüchten sich Europäer in eine Nostalgie, die stabilisieren und Halt geben kann, schreiben die Autoren. Besonders betroffen: die Italiener, die zu 77 Prozent das Gold wohl nicht in der Gegenwart oder der Zukunft vermuten. Am wenigsten nostalgisch hingegen sind die Bürger Polens (59 Prozent).

Die Menschen in der EU flüchten sich in Nostalgie, je älter, desto stärker. Genauso wie der Altersschnitt in der EU steigt, verblasst der Glaube daran, dass der Staatenverbund jedem Bürger und jeder Bürgerin eine bessere Zukunft ermöglicht: Jede Einzelne und jeder Einzelne mag unterschiedliche Gründe haben zu glauben, früher seien die Dinge besser gewesen - die Frage statistisch in einer Zeit des weltweiten Rechtsrucks aufzuarbeiten, ist interessant. Und tatsächlich, wer »nostalgisch« denkt, ordnet sich eher rechts ein und lehnt Migration ab.

Vielleicht liegt die Nostalgie daran, dass es der Politik in der EU nur noch selten gelingt, positive Zukunftsvisionen zu zeichnen - und dass sie stattdessen viel zu viele Menschen im täglichen Verteilungskampf schlecht abzuschneiden lässt.

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