Nicht auf der Höhe der Zeit

Martin Ling über den G20-Gipfel in Buenos Aires

Die Erfolgsmeldung spricht Bände: »Wir haben uns auf eine gemeinsame Abschlusserklärung geeinigt.« Was der gastgebende Präsident Mauricio Macri verkündete, war in der Tat nicht zwingend zu erwarten. Die G20 hat sich trotz all ihrer Zerstrittenheit zu Formelkompromissen auf dem Papier zusammenraufen können.

Unterm Strich ist nur die vorläufige Aussetzung der für Anfang 2019 geplanten Zollerhöhungen der USA im Handelskrieg mit China ein konkretes, positives Ergebnis des G20-Gipfels. Es verschafft ein Gelegenheitsfenster für eine Konfliktbeilegung am Verhandlungstisch. Vom Tisch ist ein Handelskrieg, der die ganze Weltwirtschaft mit nach unten zieht, freilich noch lange nicht.

Ob eine Welthandelsordnung, die allen Ländern auskömmliche Anteile am globalen Kuchen verschafft, oder ob globale Herausforderungen wie Klimawandel oder Migration: Es gibt keinen vernünftigen Zweifel daran, dass sich nur auf multilateralem Wege allseitig akzeptable Lösungen finden lassen.

Auch wenn die G20 eine exklusive Gruppe ist, die sich selbst ermächtigt hat, könnte sie der Vorreiter für ein Ausbalancieren globaler Interessenskonflikte sein. Aber es bleibt bei Absichtserklärungen: »Wir erneuern unser Bekenntnis zusammenzuarbeiten, um die regelbasierte internationale Ordnung zu verbessern, die in der Lage ist, effektiv auf eine sich rasch verändernde Welt zu reagieren.« In der Realität ist sich jeder selbst der nächste. Mein Land zuerst hat Hochkonjunktur. Mit fatalen, globalen Folgen.

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