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Der Porsche-Bär
Den Abstieg hat sich der überflüssige Autohersteller hoch verdient
Bärenmarkt lautet die Devise bei der Porsche AG, die jetzt aus dem Deutschen Aktiendex fliegt. Nicht mehr nur Umwelt- und Klimaschützer halten den Bauer schneller und teurer Spritfresser für überflüssig. Auch kapitalistische Finanzinvestoren sehen mittlerweile schwarz für die Zukunft des Unternehmens, was sie durch Aktienverkäufe zum Ausdruck bringen. Dabei galt Porsche mit seinen geringen Stückzahlen bei exorbitanten Profiten hier lange als die kapitalistische Renditeperle.
Doch die Zeiten ändern sich, und gerade Porsche verschläft das. Mit Batterieantrieben fremdelt man in Zuffenhausen, und am weltgrößten Automarkt China werden andere Luxusschlitten gekauft. Der Dax-Abstieg ist auch ein gewisses Politikum, denn Porsche setzt wie kein zweiter Hersteller auf synthetische E-Fuels, die rechte Politiker aus FDP und CSU in ihrem Technologieoffenheitswahn als Retter des Verbrenners ansehen. Börsianer sind anderer Meinung.
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Auch dass der Luxusautobauer aus dem wohlhabenden Schwabenland durch ein einen Oldschool-Mittelständler aus Nordrhein-Westfalen ersetzt wird, ist bemerkenswert. Der Maschinenbauer GEA rüstet Nahrungsmittel-, Getränke- und Pharmafirmen aus, bietet obendrauf langfristigen Service an. Damit trotzt man nicht nur den laut Industrielobby angeblich so schlimmen deutschen Wettbewerbsnachteilen bei Energie und Bürokratie, sondern auch die Trump-Zölle können GEA dank guter Produkte nichts anhaben.
Der Porsche-Bär ist natürlich nur die Renditeperspektive. Dennoch kann er positv wirken – wenn er in die Debatte über die deutsche Industriezukunft hineinpoltert.
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