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Die letzte Zeche
Kurt Stenger über den deutschen Steinkohlebergbau, der noch lange nicht Geschichte ist
Die Schließung der letzten deutschen Steinkohlezeche ist mit großem Brimborium im Ruhrgebiet gefeiert und betrauert worden. Am Freitag besuchte sogar der Bundespräsident die Schachtanlage Prosper Haniel in Bottrop und nahm den letzten hier geförderten Brocken des ehemaligen schwarzen Goldes entgegen. Kein Wunder: Im Pott schlug lange Zeit das Herz der (Schwer-)Industrialisierung Deutschlands mit Kohle und Stahl, die im 19. Jahrhundert ihren Lauf nahm.
Heute schleppt sich in Deutschlands größtem Ballungsraum quälend langsam ein Strukturwandel hin, der manches zum Besseren und leider auch manches zum Schlechteren verändert hat. Das Ruhrgebiet ist ein gutes Beispiel dafür, wie schädlich die Abhängigkeit von einer einzigen Branche ist, die wegen der Begrenztheit der Vorräte nie eine Perspektive hatte. Daher kann der über Jahrzehnte gestreckte Steinkohleausstieg auch keine Blaupause für das Aus der Braunkohle sein, das deutlich schneller gehen und neben der Förderung auch die Verstromung umfassen muss. Es braucht daher auch schneller Perspektiven etwa für die Lausitz.
Im Ruhrgebiet ist die letzte Zeche nun geschlossen, doch der Steinkohlebergbau wird die wie ein Schweizer Käse ausgehöhlte Region auf ewig belasten. Es geht darum zu verhindern, dass das Ruhrgebiet zur Seenlandschaft wird und dass die Grubenbrühe das Trinkwasser versalzt. Wie lange die RAG-Stiftung dies finanzieren kann, sei dahingestellt. Die letzte Zeche zahlt aber ziemlich sicher der Staat und damit der Steuerzahler.
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