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Lieber arm als tot
Marie Frank sorgt sich um die kulturelle Vielfalt in Berlin
Das neue Jahr könnte zynischer nicht anfangen: Während die Betreiber*innen des Jugendzentrums Drugstore weinend die Schlüssel für ihre Räumlichkeiten übergeben, um Platz für ein paar Yuppies zu machen, die an ihrer Start-Up Karriere arbeiten, redet der Chef der Staatskanzlei davon, dass Berlin zu investorenfeindlich sei. Mag sein, dass Potse und Drugstore nicht genug Geld in Berlins Kassen gespült haben, um den Respekt von Herrn Gaebler zu erlangen, aber Kultur kann nicht daran gemessen werden, was sie einbringt. Kollektive wie die beiden verdrängten Jugendclubs sorgen dafür, dass diese Stadt so bunt und interessant ist, wie wir sie lieben. Investoren sorgen hingegen dafür, dass genau diese lebendige Kultur so lange erstickt wird, bis nur noch tote, öde Gegenden übrigbleiben. Es sind nämlich genau die Menschen, die als erstes verdrängt werden, die die Kieze erst interessant machen. Herr Gaebler und all die anderen investorenfreundlichen Politiker*innen sollten sich fragen: Was bringt das viele Geld eigentlich, wenn am Ende niemand mehr übrig bleibt, um davon zu profitieren? Und ist arm und sexy nicht besser als reich und tot? Während die Einnahmen sprudeln, wächst die kulturelle Armut. Frohes Neues!
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