Weniger Lebensmittel in den Müll

Ministerin Julia Klöckner will die Verschwendung bis 2030 reduzieren / Umweltverbände kritisieren Freiwilligkeit für die Industrie

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit einer Reihe von Maßnahmen will Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Lebensmittelabfälle bis 2030 halbieren. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch ihre »Nationale Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung«. Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll. Laut dem Ministerium ist das zweimal so viel, wie der Bodensee fassen kann. Julia Klöckner will das ändern und hat dafür 16 Millionen Euro in ihrem Haushalt eingeplant. »Die Produktion beansprucht Boden, Wasser, Energie oder Treibstoff, ist mit Emissionen verbunden«, erklärte die CDU-Politikerin in Berlin.

Intelligente Verpackungen

Klöckner will die gesamte Lieferkette in den Blick nehmen, beginnend mit den Produzent*innen, »denn oftmals wird zu viel produziert«, sagte sie im ARD-Morgenmagazin. In der Gastronomie wirbt die Ministerin für Mitnehmdosen aus Pappe. Bei Veranstaltungen oder Restaurantbesuchen könnten die Gäste damit Reste mit nach Hause nehmen. Supermärkte sollen noch stärker Kooperationen eingehen etwa mit Initiativen wie der Tafel - verpflichtende Maßnahmen soll es aber nicht geben. In privaten Haushalten sollen zukünftig auch intelligente Verpackungen es den Kund*innen erleichtern zu erkennen, ob die Milch oder der Joghurt noch genießbar sind. Gerade Molkereiprodukte werden laut Landwirtschaftsministerium häufig weggeworfen, dabei sage das Mindesthaltbarkeitsdatum nichts darüber aus, oft Essen noch genießbar sei. Ein Forschungsprogramm dazu hatte Klöckners Vorgänger Christian Schmidt (CSU) bereits 2016 angekündigt. Containern, also das Einsammeln von weggeworfenen Lebensmitteln aus Supermärkten, soll weiterhin verboten sein. »Containern bleibt Diebstahl«, sagte Klöckner in einer Aktuellen Stunde im Bundestag am Mittwoch. Linkspartei-Chefin Katja Kipping forderte hingegen einen »legalen Zugang zu weggeworfenen und dennoch genießbaren Lebensmitteln«.

Kritik an Freiwilligkeit

Die Grünen-Verbraucherexpertin Renate Künast bezeichnete Klöckners Strategie als »mutlos«. Erneut setze die Ministerin lediglich auf »Freiwilligkeit und Runde Tische statt auf Verbindlichkeit«, sagte Künast der Nachrichtenagentur AFP. Nötig seien stattdessen verbindliche Reduktionsziele.

Auch Initiativen wie Foodsharing und Umweltschutzorganisationen kritisierten die Strategie als unzureichend. Es genüge nicht, allein auf den guten Willen von Handel und Gastronomie zu setzen, um die riesige Verschwendung von Lebensmitteln aufzuhalten, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Foodsharing und Deutscher Umwelthilfe. Sie fordern einen Wegwerfstopp für Supermärkte und verbindliche Ziele für Unternehmen, deren Einhaltung kon-trolliert wird. In Tschechien und Frankreich beispielsweise dürften Supermärkte keine Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern müssen sie an gemeinnützige Organisationen spenden.

Die Agrarexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Katrin Wenz, kritisierte, Klöckners Strategie könne nur ein erster Schritt sein und greife angesichts der Größe des Problems viel zu kurz. »Um das Verschwenden von Lebensmitteln bis 2030 zu halbieren, reicht ein Paket aus rein freiwilligen Maßnahmen nicht aus.«

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