Morddrohung per Twitternachricht

Während Guaidó bei der Wiedereinreise nach Venezuela mit Festnahme rechnen muss, scheinen die USA eine Militäraktion zu erwägen.

  • Tobias Lambert
  • Lesedauer: 2 Min.

Für Juan Guaidó steht nach dem Scheitern der »Hilfslieferungen« am vergangenen Wochenende viel auf dem Spiel. Es scheint mittlerweile möglich, dass der selbst ernannte venezolanische Interimspräsident genauso schnell wieder in der Versenkung verschwinden wird, wie er Anfang des Jahres auftauchte. Weil er Venezuela am 22. Februar trotz eines gerichtlich verhängten Ausreiseverbots in Richtung Kolumbien verlassen hat, droht Guaidó zudem die Festnahme nach einer Wiedereinreise. Doch kündigte er seine Rückkehr »bis spätestens Montag« an - und betonte, eine mögliche Inhaftierung werde »eine beispiellose Antwort« seitens der Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft nach sich ziehen. Am Donnerstag traf er sich in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia zunächst mit dem Präsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro, anschließend reiste er weiter nach Paraguay.

Guaidó bleibt gar nichts anderes übrig, als um jeden Preis die Spannung hochzuhalten. Denn sollte sich das Gefühl durchsetzen, die rechte Opposition habe wieder einmal unrealistische Erwartungen geweckt, dürften sich viele der eigenen Anhänger*innen enttäuscht abwenden. Auch könnten dann die internen Streitereien der Opposition würden erneut aufbrechen. Guaidó selbst hat mittlerweile die US-amerikanische Sprachregelung übernommen, wonach »alle Optionen auf dem Tisch« lägen, das heißt: auch eine militärische Invasion. Die überwiegend rechts regierten Staaten der sogenannten Lima-Gruppe sprachen sich bei einem Treffen in Bogotá am Montag jedoch klar dagegen aus.

Im Land der Widersprüche
Die chavistische Basis in Venezuela hält zu Maduro - trotz allem.

Der UN-Sicherheitsrat konnte sich Donnerstag nicht auf eine Resolution zu Venezuela einigen. Die US-Regierung will nun weitere Sanktionen beschließen und die Maduro-Regierung wirtschaftlich in die Knie zwingen. Wenn es nach der Rhetorik der Hardliner um Präsident Donald Trump geht, scheint für eine Militäraktion jedoch nur noch ein konkreter Anlass zu fehlen. Der Senator von Florida, Marco Rubio, twitterte in Richtung Maduro am vergangenen Wochenende unzweideutig ein Bild des libyschen Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi, das diesen kurz vor seiner Ermordung im Jahr 2011 zeigt. Und es deutet einiges darauf hin, dass Maduros Sturz für die US-Regierung nur der Anfang sein soll. Trumps nationaler Sicherheitsberater John Bolton spricht im Bezug auf Venezuela, Nicaragua und Kuba mittlerweile von einer »Troika der Tyrannei«.

Auf internationaler Ebene gibt es nur wenige Akteure - etwa Mexiko und Uruguay -, die glaubhaft auf einen Dialog hinarbeiten können. Das verstärkt in beiden Lagern die Dynamik des alles oder nichts.

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