»Das andere Italien«: Demonstration gegen Rassismus in Mailand

250.000 Menschen gegen »eine Politik der Angst« und gegen Diskriminierung

  • Lesedauer: 2 Min.

Mailand. Sie formen Herzen mit den Händen und ziehen singend durch die Stadt: Zehntausende Menschen haben in Mailand gegen Rassismus demonstriert. Sie versammelten sich am Samstag auf dem zentralen Platz vor dem Mailänder Dom, um ein Zeichen gegen »eine Politik der Angst« und gegen Diskriminierung zu setzen. Der Protest sei ein »machtvolles politisches Zeugnis, dass Italien nicht nur jenes Land ist, das derzeit beschrieben wird«, sagte der Bürgermeister der norditalienischen Metropole, Giuseppe Sala. Mailand sende ein Signal für ein »anderes Italien« aus.

Der Stadtrat für Soziales, Pierfrancesco Majorino, sprach von rund 200.000 Teilnehmern. Organisiert hatten die Demonstration mehrere Hilfsorganisationen und soziale Vereinigungen. Auch linke und sozialdemokratische Politiker nahmen daran teil.

Italien wird seit vergangenem Juni von einer Koalition aus europakritischer Fünf-Sterne-Bewegung und rechter Lega regiert.

Das Demo-Motto »Prima le persone« (Die Menschen zuerst) spielte auf den Slogan »Prima gli Italiani« (Italiener zuerst) von Lega-Chef und Innenminister Matteo Salvini an. Der verfolgt eine harte Linie gegen Migranten. Damit bekommt er große Zustimmung beim Volk, auch wenn sein Populismus das Land spaltet.

»Die Politik der Angst und die Kultur der Diskriminierung werden systematisch eingesetzt, um Hass zu säen und Bürger erster und zweiter Klasse zu schaffen«, erklärten die Organisatoren der Mailänder Demo.

In aktuellen Umfragen liegt Salvinis Lega bei rund 35 Prozent - bei der Parlamentswahl vor einem Jahr hatte die Partei noch rund 17 Prozent bekommen. Unter Salvinis Erfolg leidet vor allem der Koalitionspartner der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung. Die rutschten in Umfragen zuletzt auf bis zu 21 Prozent ab - von 31 bei der Wahl vor einem Jahr.

Die sozialdemokratische Partei PD (Partito Democratico) versucht seit langem vergeblich, wieder auf die Beine zu kommen. Am Sonntag stand die Wahl des neuen Parteichefs an. Seit der historischen Wahlschlappe vor einem Jahr verliert sich die Partei von Ex-Ministerpräsident Matteo Renzi in internen Grabenkämpfen und kann die linksorientierte Wählerschaft nicht hinter sich versammeln.

Als Favorit bei der Abstimmung gilt der Regionalpräsident von Latium, Nicola Zingaretti. Unklar war, ob die Wahl am Sonntag schon das endgültige Ergebnis bringt oder ob Kandidaten in die Stichwahl müssen. dpa/nd

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