Mehr als 430 Tote durch Polizeigewalt in Rio

  • Lesedauer: 2 Min.

Rio de Janeiro. In Rio de Janeiro hat die Polizeigewalt einen neuen Höhepunkt erreicht. In den ersten vier Monaten des Jahres wurden 434 Menschen durch Schüsse von Polizisten getötet, wie das Nachrichtenportal G1 unter Berufung auf Daten des staatlichen Instituts für Öffentliche Sicherheit am Montag (Ortszeit) mitteilte. Demnach wurden sieben Menschen pro Tag getötet. Das ist der höchste Wert der vergangenen 21 Jahre.

Von Januar bis Ende April 2018 starben den Angaben zufolge 368 Menschen durch Polizeigewalt. Die Polizeieinsätze finden fast ausschließlich in Armenvierteln statt. Immer wieder werden dabei Unbeteiligte getötet. Genaue Angaben gibt es nicht.

Der neue Gouverneur von Rio, Wilson Witzel, ist ein Hardliner und gehört zu den Befürwortern straffreier Tötungen. Er schlug vor, Drogenhändler von Scharfschützen erschießen zu lassen. Damit liegt Witzel auf einer Linie mit dem faschistischen Präsidenten Brasiliens, Jair Bolsonaro, der für rücksichtslose Härte gegen Kriminelle eintritt. Im Wahlkampf sagte er: »Nur ein toter Bandit ist ein guter Bandit.«

Am Montag (Ortszeit) gab es erneut mehrstündige Schusswechsel in der Armensiedlung Maré in der Nähe des internationalen Flughafens von Rio. Acht Menschen wurden getötet. In sozialen Medien waren Videos zu sehen, in denen sich Schulkinder aus Angst vor Schüssen im Flur ihrer Schule auf den Boden kauern. Auf anderen Videos flüchten sich Bewohner in ihre Häuser. Die Polizei war auf der Suche nach einem bekannten Drogendealer, der sich in Maré versteckt hält. Anfang April wurden bei einer Polizeiaktion in der Favela Fallet 15 Männer getötet. Es war der gewaltsamste Polizeieinsatz in Rio seit 2007. epd/nd

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -