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Mehr Umverteilung als bei Quandts
Simon Poelchau über Kevin Kühnert und die wachsende Einkommensschere
Eine Forderung des Juso-Chefs Kevin Kühnert in seinem Interview mit der »Zeit« sorgte neben jener nach der Kollektivierung von BMW für besonders viel Aufregung: Jeder solle maximal den Wohnraum besitzen, den er auch selber bewohnt. Da sollte nicht nur der anonyme Superreiche enteignet werden, nein, auch der Arzt von nebenan sollte seine zwei Wohnungen in Berlin-Kreuzberg hergeben, die er als Altersvorsorge vermietet.
Dabei prägt der private Immobilienbesitz die Ungleichheit im Land weitaus mehr als der Besitz großer Konzerne. Dies lässt sich an neuen Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ablesen, denen zufolge die Mieteinnahmen der reichsten zehn Prozent seit 2010 um 39 Prozent zunahmen, was wiederum ein Grund für die wachsende Einkommensungleichheit ist. Denn rund ein Drittel dieser Personengruppe hat Mieteigentum, das sie an weniger Vermögende vermietet. Die Umverteilungsmaschine von unten nach oben, die so durch die Mietenexplosion angestoßen wurde, schafft zwar also erst mal keine neuen Quandts, dafür trifft sie aber die Menschen am unteren Ende der Einkommensskala umso härter.
Insofern hat Kühnert recht, dass im Idealzustand jeder nur das besitzen sollte, was er bewohnt. Doch davon sind wir immer weiter entfernt - und die SPD ist immer weiter davon entfernt, das durchsetzen zu wollen.
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