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Runter vom Sofa
Die Beteiligung an den »Ein Europa für alle«-Demonstrationen sind ein gutes Zeichen gegen Nationalismus
Die hohe Beteiligung an den »Ein Europa für alle«-Demonstrationen, die am Sonntag in sieben Großstädten Deutschlands stattfanden, zeigt: Die Forderung »Nationalismus raus aus den Köpfen« ist mehrheitsfähig in der linken Zivilgesellschaft. Kritik an diesem Minimalkonsens gab es bereits im Vorfeld, auch von Linken. Diejenigen, die Nationalist*innen wählen wollten, könnte man mit »friedlichen Latschdemos« nicht beeindrucken, so der Tenor. Auch das breite Bündnis, das für die Demos mobilisiert hatte und von Gewerkschaften bis zu kirchlichen Hilfswerken reichte, wurde bemängelt: Mit solchen Akteuren könne kein radikales Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden.
Doch diese Kritik ist brandgefährlich. Denn viele, die sie sich zu eigen machen, sitzen stattdessen friedlich auf dem Sofa oder liegen faul in der Sonne und suhlen sich in ihrer Ohnmächtigkeit, den zunehmend stärker werdenden rechten Kräften in Europa nichts entgegnen zu können. Schnell verleitet sie dazu, nicht mehr wählen zu gehen, weil es auch in linken Parteien Nationalst*innen gibt. Die Demonstrant*innen sagen, genau wie die Rechten: Europa muss sich ändern. Nur dass sie statt Nationalismus, Solidarität, Humanität und Gerechtigkeit einfordern. Das sich Nationalist*innen von solchen Demonstrationen nicht beeindrucken lassen, macht sie nicht weniger wichtig.
Wer in einer gerechteren Welt leben möchte und die aktuelle Flüchtlings- oder Klimapolitik der Europäischen Union kritisiert, muss jeden Tag dafür einstehen. Das bedeutet, im Zweifel auch mal mit einem gläubigen Katholiken zu demonstrieren.
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