Ekel im Bundestag

Lotte Laloire über die sexistische Mehrwertsteuer auf Tampons und Co.

  • Lotte Laloire
  • Lesedauer: 1 Min.

Wäre das mit den Tampons nicht solch eine Schweinerei, würden wohl alle, die menstruieren, aktuell eine Genugtuung empfinden, die stärker ist als jeder Regelschmerz. Viele haben sich gefreut, als nicht »Vatertag« oder »Herrentag« das meistgenutzte Schlagwort auf Twitter war, sondern »Tampons«. Sogar »Bild« und »FAZ« haben sich dazu herabgelassen, ausnahmsweise über das angebliche Frauenthema zu berichten.

Was die Schweinerei ist? Die Tatsache, dass für Hygieneartikel wie Tampons, Binden und Menstruationstassen nach wie vor ein Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent gilt, während beispielsweise für Kaviar, Hotelübernachtungen oder Schnittblumen nur sieben Prozent erhoben werden. Als ob irgendwer sich aussuchen könnte, dass der Körper einmal im Monat oder noch häufiger Blut absondert. Die dann nötigen Produkte müssen selbstverständlich auch ermäßigt besteuert oder am besten ganz kostenlos sein. Dass diese jahrealte Ungerechtigkeit nun so virulent wurde, dass sich der parlamentarische Petitionsausschuss damit befassen muss, ist einer Onlinepetition zu verdanken. In wenigen Tagen hat sie mehr als 81 000 Unterschriften für ein Thema gesammelt, das dem mehrheitlich konservativen, männlichen und verdrucksten Bundestag bislang offenbar zu eklig war, um es von alleine anzufassen. Dabei ist nicht Menstruationsblut eklig, sondern Ignoranz und Sexismus.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.