Note fünf bis sechs für Supermärkte

Oxfam schaute großen Lebensmittelhändlern in Sachen Menschenrechte auf die Finger

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Discounter Lidl wirbt gerne damit, besonders nachhaltig zu sein. »Entlang der gesamten Lieferkette möchte Lidl dazu beitragen, Ressourcen zu schonen, dem Tierwohl gerecht zu werden und das Leben der Menschen zu verbessern«, heißt es auf seiner Internetseite. Man habe den Anspruch, nicht nur Vorbild, sondern auch Vorreiter zu sein. Doch die Realität jenseits der Unternehmens-PR sieht ganz anders aus - wie bei den übrigen großen Supermarktketten hierzulande auch.

Minimaler Preis, maximale Ausbeutung

»Während deutsche Supermärkte Tafeltrauben und Wein aus Südafrika zu Niedrigstpreisen anbieten, werden Arbeiter*innen im südafrikanischen Weinanbau gnadenlos ausgebeutet«, schreibt die Entwicklungsorganisation Oxfam in ihrem dem »nd« vorliegenden »Supermarktcheck 2019«, der an diesem Mittwoch veröffentlicht wird. Darin stellt sie den Lebensmittelhändlern trotz Verbesserungen ein miserables Zeugnis aus. »Die Supermärkte machen Trippelschritte, wo sie eigentlich zum Sprint ansetzen müssten. Damit nehmen Aldi, Edeka, Lidl und Rewe weiter in Kauf, dass wirtschaftliche Ausbeutung und Leid Zutaten vieler Lebensmittel sind, die wir im Supermarkt kaufen«, sagt Oxfam-Expertin Franziska Humbert.

Für ihre Studie analysierte Oxfam die Geschäftspolitik und den Umgang mit Menschen in der Lieferkette der deutschen Händler sowie anderer großer Händler wie Walmart aus den USA oder Tesco aus Großbritannien. Grundlage waren knapp 100 Kriterien entsprechend den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Die Konzerne konnten dabei bei den Themen Transparenz, Achtung von Arbeitnehmerrechten in der Lieferkette, Umgang mit Kleinbauern sowie Geschlechtergerechtigkeit insgesamt bis zu 100 Punkte erreichen. Am besten schnitt noch Aldi Süd mit gerade mal 19 Punkten ab. Am schlechtesten - auch im Gesamtranking - war Edeka mit nur einem Punkt. Lidl und Rewe erzielten 9 beziehungsweise 13 Punkte. »Umgerechnet in Schulnoten würde Aldi Süd mit mangelhaft abschneiden, alle anderen würden mit ungenügend durchfallen«, sagt Humbert.

Besonders Frauenrechte bleiben auf der Strecke

Die Supermärkte schneiden im Ranking so schlecht ab, weil zen-trale Maßnahmen der menschenrechtlichen Verantwortung laut der Entwicklungsorganisation bisher auf der Strecke blieben. Dazu gehörten etwa die Rückverfolgbarkeit und Offenlegung von Lieferanten sowie Informationen zu dort herrschenden Arbeitsbedingungen oder zur Zusammenarbeit mit Gewerkschaften auf internationaler wie auch lokaler Ebene. Dass es durchaus auch anders gehen kann, zeigt das Beispiel Tesco. Die Briten, die mit 38 Punkten unter den 16 analysierten Ketten noch das beste Ergebnis erzielten, hätten begonnen, mit Gewerkschaften zusammenzuarbeiten und bereits Maßnahmen zur Einführung existenzsichernder Löhne ergriffen und sich zur Vermeidung unlauterer Handelspraktiken verpflichtet, schreibt Oxfam.

Besonders wenig machen die hiesigen Supermärkte unterdessen beim Thema Frauenrechte. »Aldi Süd brachte es hier auf zehn Punkte, unter anderem durch seine Verpflichtung zu einer umfassenden Menschenrechtsanalyse vor Ort. Alle anderen erzielten null Punkte«, so Oxfam.

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