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Guter Glaube reicht nicht
Uwe Kalbe über Heiko Maas’ Vorschlag zur Seenotrettung
Das Bündnis der Hilfsbereiten, mit dem Außenminister Maas den bösen Buben in der EU ein wenig Menschlichkeit in den Weg schieben will, erinnert ein klein wenig an die Koalition der Willigen, mit denen George W. Bush einst gegen Irak ins Feld zog. Ein unsäglicher Vergleich - Maas will Flüchtlingen helfen, während der US-Präsident dafür sorgte, dass Menschen in Scharen davonliefen. Völlig unpassend also. Wirklich?
Die westlichen Verbündeten haben entscheidenden Anteil am Zustand der Länder, aus denen die Menschen heute fliehen. Die von NATO-Staaten angezettelten Kriege sind ein Teil dieser Ursachen. Deutschland beteiligte sich zwar nicht direkt am Krieg gegen Saddam Hussein; unterstützt hat es ihn doch. Dass Menschen weglaufen müssen, dagegen brauchte es längst ein Bündnis der Hilfsbereiten. Deutschland ist hier nicht auffällig geworden. Und trägt Mitschuld, dass sie auch auf und nach der Flucht keine Perspektive erhalten. Deutschland hat die Verlagerung aller Verantwortung an die EU-Außengrenzen quasi erfunden und jahrelang davon profitiert. Maas appelliert nicht an die Gutwilligen, sondern an die Gutgläubigen, wenn dieses System unangetastet bleibt. Was nichts daran ändert, dass man ihn in seinem Vorschlag unterstützen muss. Wenn es hilft, die Leute nicht ertrinken zu lassen und Gerettete in einen sicheren Hafen zu bringen.
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