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Bunte Parade ist bitter nötig
Martin Kröger über die Wichtigkeit des CSD
Nach Veranstalterangaben insgesamt fast eine Million Teilnehmer. Eine große, bunte und vielfältige Parade. Der diesjährige Christopher Street Day in Berlin hat mit über 100 Wagen erneut ein kraftvolles Zeichen für die Sichtbarkeit, Kämpfe und Rechte von queeren Menschen gesetzt. Wie bitter nötig das ist, zeigen unterdessen die aktuellen Übergriffe am CSD-Wochenende: So beleidigte laut Polizei ein 19-Jähriger am Samstagabend in der U-Bahn-Linie 3 mehrfach zwei Männer, die T-Shirts mit Regenbogenflaggen trugen. Die Ermittlungen wegen Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung dauern an. Klar homophob motiviert dürften auch zwei Jugendliche gewesen sein, die in der Nacht zu Sonntag versucht haben, vor dem Köpenicker Rathaus die dort gehisste Regenbogenfahne anzuzünden.
Solche Übergriffe und Angriffe sind unterdessen nur die Spitze des Eisbergs. Insgesamt 382 Fälle von homo- und transphoben Übergriffen zählte das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo in Berlin im vergangenen Jahr. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher liegen. Während die Zahl der Körperverletzungen leicht zurückging, nahm die Anzahl der Beleidigungen deutlich zu. In einer Gesellschaft, in der der Hass von Rechts befeuert wird, verwundert das wenig. Doch auch in anderen gesellschaftlichen Teilen sind homo- und transphobe Einstellungen vorhanden.
Dagegen Position zu beziehen, sich mit den Opfern zu solidarisieren und für Sichtbarkeit und Rechte einzustehen, ist der Verdienst des CSD. Ob das indes zusammen mit globalen agierenden Konzernen passieren muss, steht auf einem anderen Blatt.
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