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24 Stunden Blockade von Volkswagen

Klimaaktivist*innen haben Gleise vor dem VW-Werk in Wolfsburg und einen Globus in der Autostadt besetzt

  • Katharina Schwirkus
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine technische Einheit der Polizei öffnet die Lock-On-Gleisblockade der Aktivist*innen.
Eine technische Einheit der Polizei öffnet die Lock-On-Gleisblockade der Aktivist*innen.

Weniger als 50 Menschen haben es geschafft, die Gleise von Fallersleben, die zum Volkswagenwerk in Wolfsburg führen, für zwölf Stunden zu blockieren. Die Klimaaktivist*innen begannen ihre Aktion am Dienstagmittag und wurden erst gegen Mitternacht von Spezialeinheiten der Polizei geräumt. Eine Besetzung eines Globus aus Metall, der im Eingang des Vergnügungspark »Autostadt« hängt, wurde 24 Stunden aufrechterhalten.

Die Aktivist*innen, die sich unter dem Namen »Aktion Autofrei« zusammengefunden hatten, wollen mit ihrem Protest eine Debatte über die Verkehrswende einleiten. »Mit unserer Aktion wollen wir das Betteln um mehr Klimaschutz im Verkehrsbereich beenden«, heißt es in einer Pressemitteilung. »Die Seilschaften von Politik und Konzernen sind weder willens noch in der Lage, die nötigen Schritte zu einer Wende einzuleiten«, so die Aktivist*innen weiter.

Lesen Sie hier den Hintergrund: Gleisblockade gegen Volkswagen

Der Protest richtet sich auch gegen Elektroautos. Ihre Einführung würde nur den Ausstoß von Luftschadstoffen verändern. Alle anderen Nachteile, wie Flächenverbrauch und Unfalltote, blieben. Zudem seien Elektroautos sogar deutlich schwerer und in der Produktion und es würden noch mehr Rohstoffe für diese gebraucht, argumentiert »Aktion Autofrei«.

Milan, ein Aktivist, der mit auf den Gleisen war und nicht seinen richtigen Namen nennen möchte, sagt: »Natürlich versucht VW, Greenwashing zu betreiben und sich als nachhaltig darzustellen. Doch ein Konzern, der einen Wachstumsgedanken verfolgt, kann gar nicht nachhaltig sein.« Volkswagen zerstöre zudem die Lebensgrundlage der Menschen im globalen Süden und zwinge diese damit zur Flucht, so der Aktivist.

VW sieht Produktion nicht gestört

Den Aktivist*innen war es am Dienstag auch gelungen, die Brücke des Mittellandkanals zu besetzen und damit die viel befahrene Wasserstraße bis zum Abend lahm zu legen. Wenngleich in der Zeit der Gleisblockade kein Zug zum VW-Werk gelangen konnte, heißt es in einer Stellungnahme des Konzerns, die Produktion sei durch den Protest nicht eingeschränkt worden.

Die Polizei brauchte mehrere Stunden, um die Demonstrant*innen zu räumen. Einige der Aktivist*innen hatten sich mit sogenannten Lock-Ons an die Gleise gekettet. Dabei stecken sie Rohre unter den Gleise durch. Von links und rechts können dann ein bis zwei Menschen in die Rohre greifen und ihre Hände miteinander verbinden. So wird innerhalb des Rohres eingehakt; die Verbindung kann nur die Person selbst lösen.

Die Polizei sägte die Rohre mit einer Flex auf. Milan, der zuletzt geräumt wurde, war auch in einer Lock-On, die von einer technischen Einheit der Polizei geöffnet wurde. »Es ist ein sehr komisches Gefühl, wenn da jemand an deinem Arm herum sägt«, berichtet Milan. Er habe sich ruhig verhalten und sei um kurz vor Mitternacht von den Gleisen zu einer Polizeiwache abtransporiert worden. Milan war somit zwölf Stunden an den Gleisen angekettet. In dieser Zeit konnte er nicht auf Toilette gehen. Auf die Frage, wie er das geschafft habe, antwortet er knapp: »Windel«.

Insgesamt wurden 30 Aktivist*innen in Gewahrsam genommen. Sie sind mittlerweile alle wieder frei. Die Polizei ermittelt gegen die Demonstrant*innen wegen Gefährdung des Schienen- und Wasserverkehrs. Ob die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren eröffnet, steht noch nicht fest.

Die »Aktion Autofrei« zeigt sich zufrieden mit ihrer Blockade. Mit der symbolischen »Aktion konnte gezeigt werden, wie bereits wenige Menschen ein Echo erzeugen können, das die dringend zu führende gesellschaftliche Debatte zum Umgang mit Klimakrise und der notwendigen Verkehrswende ankurbelt«, heißt es in einer Meldung des Bündnisses. Milan spricht von einem »unglaublichen Erfolg«. Besonders betont er ein »riesiges Medienecho«, durch welches er sich eine Debatte über die Klimakrise und die Verkehrswende erhofft.

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