Brandenburg: Trumpf der SPD hat gestochen

Andreas Fritsche über einen Sieger mit herben Verlusten

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

In Brandenburg hat der letzte Trumpf der SPD von Ministerpräsident Dietmar Woidke gestochen. Sie erklärte, ein Sieg der AfD bei der Landtagswahl am Sonntag müsse unbedingt verhindert werden, weil dies dem Image des Bundeslandes schaden würde. Dieses Argument mobilisierte auf den letzten Metern Wähler, die noch unentschieden waren oder ihre Stimme eigentlich den Grünen oder der Linkspartei geben wollten. Besonders für die Grünen ging es deswegen nach einem beinahe unglaublichen Zwischenhoch einige Monate vor der Wahl in den letzten Tagen und Wochen wieder ein Stück abwärts.

Der SPD konnte es im Grunde egal sein, ob sie die AfD noch abfängt oder nicht. Denn allein dass sie ihren Negativtrend noch umkehren konnte, reicht aus, um wieder Anspruch auf den Posten des Ministerpräsidenten zu erheben. Darum darf sich die SPD trotz herber Verluste nach ihrem Endspurt wie ein Sieger fühlen.

CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben steht als Verlierer da, weil er die Schwäche der SPD nicht für sich ausnutzen konnte. Seine unklare Haltung - mit der AfD reden, vielleicht mit der LINKEN koalieren - mag dazu beigetragen haben. Wie lange wird er sich jetzt noch halten können? Brechen Machtkämpfe in der CDU aus, empfiehlt sich die Partei damit nicht als Koalitionspartner.

Den LINKE-Spitzenkandidaten Kathrin Dannenberg und Sebastian Walter kann kein Vorwurf gemacht werden. Sie waren nur die Notlösung, nachdem die als Spitzenkandidatin vorgesehene Gesundheitsministerin Diana Golze vor einem Jahr wegen eines Pharmaskandals zurücktreten musste. Die Notlösung war so gut, dass man sich besser viel früher für Dannenberg und Walter entschieden hätte. Dann wäre Zeit gewesen, das Duo bekannter zu machen. Es hätte etwas gehen können. Walter brachte Ideen und frischen Wind. Doch er hing in der Luft, und auch andere gute Kandidaten konnten ihre Wirkung nicht entfalten. Denn der Landesverband ist personell und organisatorisch außerstande, noch kurzfristig wirksame Kampagnen zu führen. Die Mehrzahl der Mitglieder ist für anstrengende Straßenwahlkämpfe schlicht zu alt.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -