Hongkong braucht eine Pause

Regierungschefin Carrie Lam muss zurücktreten, findet Alexander Isele

  • Alexander Isele
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist ein entlarvende und zugleich auch sehr realistische Einschätzung der Regierungschefin Hongkongs: Carrie Lam sieht sich nicht in der Lage, die Krise in der chinesischen Sonderverwaltungszone zu lösen. Als Regierungschefin sollte sie deshalb zurücktreten.

Auch, wenn sie am Dienstag die Rücktrittsabsicht dementierte: Dass sie zumindest darüber nachdenkt, beweisen die geleakten Aufnahmen eines Gespräches von ihr mit Wirtschaftsvertretern. Auf Englisch ist Lam zu hören, wie sie um Entschuldigung für die Verwüstung Hongkongs bittet: »Wenn ich eine Wahl hätte, wäre es das Erste zurückzutreten, sich aufrichtig zu entschuldigen.« Für einen Regierungschef sei es »unverzeihlich, dieses große Chaos in Hongkong verursacht zu haben.« Lam weiter: Sie selbst habe nur sehr beschränkte Möglichkeiten, die Krise in Hongkong zu lösen. Für die Regierung in Peking seien die Massendemonstrationen eine Angelegenheit nationaler Sicherheit und Souveränität geworden.

Es ist genau dieser Einfluss Pekings auf Hongkong, gegen den die Menschen seit Monaten auf die Straße gehen. In Lam sehen viele Hongkonger eine Repräsentantin Pekings. Der Rücktritt Lams, die sich sowieso nicht in der Lage sieht, den Konflikt beizulegen, könnte so für eine Pause sorgen, die die Stadt dringend braucht.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.