Fluch des Erfolgs

Aert van Riel über aktuellen und künftigen Streit um die Grünen-Führung

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 1 Min.

Viele Grüne haben nicht gerade positive Assoziationen, wenn sie an Cem Özdemir denken. Als Spitzenkandidat und Parteichef war er für wenig berauschende Wahlergebnisse verantwortlich. Das dürfte auch daran gelegen haben, dass Özdemir sich in der Außen-, Steuer- und Wirtschaftspolitik nicht einmal verbal von der Union abgrenzte. Trotzdem drängt er auf ein Comeback. Özdemir will mit der wenig bekannten Kirsten Kappert-Gonther die Doppelspitze in der Bundestagsfraktion bilden. Hintergrund ist, dass in der Partei wichtige Ministerposten verteilt werden, wenn die nächste Bundestagswahl erfolgreich verlaufen sollte. Für Özdemir und seine Kollegin spricht nur, dass die Bilanz der Amtsinhaber Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter ebenfalls nicht sonderlich ruhmreich ausfällt.

Der Erfolg bei Landtagswahlen und in Umfragen könnte sich als Fluch für die Grünen erweisen. Denn der interne Kampf um lukrative Posten dürfte weitere Kreise ziehen. Noch agieren die Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock harmonisch. Doch wenn es weiter gut läuft, steht irgendwann die Frage an, wer Kanzlerkandidat werden soll. Habeck wäre der Favorit, doch ein Mann allein an der Spitze widerspricht der Frauenquote, die bei den Grünen von großer Bedeutung ist. Sollten die Konflikte offen ausbrechen, kann es für die Partei auch schnell wieder bergab gehen.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.