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Obdachlose im Fokus der Rechten
Zum Tag der Wohnungslosen gehen auch Rechtsradikale auf die Straße und instrumentalisieren das Thema für ihre Agenda
Wenn rechte Organisationen »Hilfsaktionen« für Obdachlose starten, dann richten sich diese ausschließlich an »deutsche Bedürftige«. Auch der flüchtlingsfeindliche Zusammenschluss »Hand in Hand«, ein Ableger der rechtsextremen »Bärgida«-Aufmärsche, inszeniert regelmäßig solche Aktionen, unter deren Deckmantel sie ihre rechtsradikalen Inhalte verbreiten. Zum Tag der Wohnungslosen am Mittwoch riefen sie zu einer Kundgebung vor dem Reichstag auf, zu der allerdings lediglich rund zehn Neonazis kamen, die Suppe für vier Euro verkauften - für Bedürftige unerschwinglich. Der Andrang hielt sich dementsprechend in Grenzen.
Unweit der der Neonazis hatten sich rund 40 Gegendemonstrant*innen versammelt, die auf Flyern über die Rechtsradikalen informierten. Aufgerufen zu der Gegenkundgebung hatte die Berliner Obdachlosenhilfe. »Rechtsextreme geben sich sozial, während obdachlose Menschen immer wieder Opfer von rechter Gewalt werden«, sagte Nicolas Steger von der Obdachlosenhilfe zu »nd«.
Der gemeinnützige Verein veranstaltet dreimal in der Woche Hilfstouren, auf denen Essen und Kleidung an bedürftige Menschen verteilt wird. Dass die Neonazis von »Hand in Hand« solche Hilfstouren ebenfalls machen, wie sie von sich behaupten, glaubt Steger nicht. »Wir haben sie noch nie gesehen. Die sind eher auf Facebook aktiv.«
Und genau da liegt für Steger das Problem: »Das Thema Obdachlosigkeit wird von den Rechten für ihre Propaganda ausgenutzt.« Statt Ausgrenzung brauche es jedoch mehr Solidarität: »Wir werden nicht zulassen, dass Hilfsbedürftige gegeneinander ausgespielt werden, wir wollen ein gutes Leben für alle Menschen.«
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