Umfassend durchleuchtet

Ulrike Henning fragt sich, wer sorgloser ist: Versicherte oder die Politik

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

»Ich habe ja nichts zu verbergen« - derart entspannte Bekenntnisse zum luschigen Umgang mit persönlichen Informationen im Internet könnten mit dem aktuellen Medizindatenleck seltener werden. Das ist jedoch nicht zwingend. Solange Röntgenaufnahmen oder MRT-Scans nicht für einzelne spürbar missbraucht werden, dürfte das Problem an der Masse der digital Aktiven wie der Krankenversicherten vorbeirauschen.

Das ist doppelt schade, weil im Gesundheitssystem zum Thema Digitalisierung erstaunliche Mengen heißer Luft abgesondert werden. Unter anderem wird der nötige Prozess noch immer als »Chance für mutige Manager« bezeichnet, was ungut an eine gewisse Neuland-Formel aus der Politik erinnert.

Das Unternehmen Digitalisierung steckt zwischen »Strategieprogrammen« und »Umsetzungsprojekten« fest. Datenschutzerfordernisse werden entweder konkret bejammert oder abstrakt auf den Sockel gestellt.

Während hochmoderne bildgebende Klinikabteilungen in der Praxis mit einer Datenflut ringen und diese durchaus nicht sorglos publik machen wollen, wird im Auftrag des zuständigen Ministeriums seit Jahrzehnten an einer elektronischen Gesundheitsakte gepuzzelt, die immer noch dysfunktional ist. Willkommen am Hochtechnologiestandort Deutschland!

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