»Wer aber weiß schon von Albanien?«

Europas Land mit den verblüffendsten Kontrasten / nd-Leserreise exklusiv im Frühjahr 2020

  • Michael Müller
  • Lesedauer: 2 Min.

»Berge, Hügel, Täler, Schluchten, Pässe, Hänge, Gipfel. Anderswo lockt so etwas Touristen aus aller Welt an. Wer aber weiß schon von Albanien?« So fragten sich die beiden tschechoslowakischen Weltreisenden Miroslaw Zikmund und Jiří Hanzelka Anfang der 1960er Jahre in ihrem Reportageband »Der umgedrehte Halbmond - Balkan und Kleinasien«. Das war damals nicht nur eine rhetorische Frage, sondern eher eine Feststellung. Und tendenziell trifft beides heute noch zu. Albanien ist, sieht man vielleicht mal von Transnistrien ab, das unbekannteste, zumindest das von der Allgemeinheit am wenigsten entdeckte Land Europas. Schon deshalb sollte man endlich mal hinfahren. Es lohnt sich. Und vor allem es ist heute viel einfacher als vor einem halben Jahrhundert.

Wie damals aber geraten Reisende auch heute ins wilde Schwärmen oder fallen auch aus allen Wolken. Denn Albanien ist ein Land der scharfen Kontraste. Vom Altersdurchschnitt her ist es das jüngste Europas, aber auch das mit der höchsten Auswanderquote seiner Bürger. In keiner anderen europäischen Hauptstadt fahren, zumindest gefühlt, so viele Mercedes(-Veteranen) herum wie in Tirana, aber Albanien zählt zu den allerärmsten Staaten des Kontinents. Es ist schon zehn Jahre Nato-Mitglied und ambitionierter EU-Anwärter, aber auch das europäische Cannabis- und Bakschischparadies. Historisch gesehen war es bis in die Neuzeit ein Siedlungsgebiet und kein Staatsgebilde. Vor und nach der 500-jährigen Zugehörigkeit zum Osmanischen Reich herrschten dort Warlords und Blutrache, und Chef des ersten quasi selbstständigen albanischen Fürstentums wurde 1914 ein deutscher Adliger, Prinz Wilhelm zu Wied. Als Nationalheld gilt in Albanien - übrigens durch alle politischen Systeme hindurch - Gjergi Kastrioti, genannt Skanderbeg, der, lange unterstützt von Venedig, im 15. Jahrhundert den Osmanen arg zusetzte. Zu den modernen Heldinnen und Helden gehören Mutter Teresa, Friedensnobelpreisträgerin und heilig gesprochen, sowie Prof. Ferid Murad, Nobelpreisträger für Medizin und Miterfinder der Viagrapille, beide albanischstämmig. Abschließend noch etwas zu den Kontrasten: Im Städtchen Gjirokastra, malerisch am Ufer des Drio gelegen, stehen zwei Museumshäuser. In dem einen wurde Enver Hoxha (1908 - 1985) geboren, in dem anderen Ismail Kadare (1936*). Der eine fühlte sich als letzter Sachverwalter Stalins und hatte Albanien zu einem Groß-Gulag gemacht und zu einer Festung mit 200 000 Bunkern ausgebaut. Der andere gilt heute international als bedeutendster albanischer Schriftsteller, war schon mehrfach für den Nobelpreis im Gespräch und wurde einst von Präsident Hoxha mit den höchsten Orden behängt.

Reiseinfos Albanien
Seit zehn Jahren führt Michael Müller Studien- und Kulturreisegruppen durch Südosteuropa, vorrangig »nd-Leserreisen exklusiv«. Zuvor war er beim »nd« seit 1972 Redakteur, Ressortleiter, Vize-Chefredakteur und langjähriger Auslandskorrespondent. Derzeit arbeitet er freiberuflich für »nd.DieWoche« und »nd.Commune«.


nd-Leserreisen exklusiv 2020
Albanien - Rundreise in einem Land zwischen Orient und Okzident, gestern und heute: Adriatisches und Ionisches Meer, Skanderbeg-Gebirge, Ohridsee und vieles mehr.
24. April bis 2. Mai 2020

Bulgarien - zwischen Balkan- und Rilagebirge sowie am Schwarzen Meer und im Rosental entlang der antiken Balkanroute u.a. mit den vier bulgarischen Hauptstädten Pliska, Weliko Preslaw, Weliko Tyrnowo und Sofia.
2. bis 9. September 2020

Buchung und Info-Material: Frank Diekert (nd-Leserreisen)
Tel.: (030) 2978-1620, E-Mail: leserreisen@nd-online.de
E-Mail Michael Müller direkt: m.mueller@nd-online.de

Na, Neugier geweckt? Im kommenden Frühjahr kann sie auf einer nd-Leserreise exklusiv gestillt werden. Der Autor dieser Zeilen ist mit dabei - »nd« freut sich schon auf Sie!

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.