Straßen aus Plastikmüll?

Eine innovative Idee für den Umgang mit Plastikmüll, die wahrscheinlich nicht funktionieren wird

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 3 Min.

Ich habe gelesen, dass die Plastikabfälle, von denen die Erde geplagt ist, in Straßen verbaut werden könnten. Und weg wären sie.

Das klingt erst mal nicht dumm. Aber es gibt Plastikabfälle und Plastikabfälle. Da brauchst du dir nur mal die Gelbe Tonne anzuschauen.

Dr. Steffen Schmidt erklärt die Welt

Dr. Steffen Schmidt, Jahrgang 1952, ist Wissenschaftsredakteur des »nd« und der Universalgelehrte der Redaktion. Auf fast jede Frage weiß er eine Antwort - und wenn doch nicht, beantwortet er eine andere.

Foto: nd/Ulli Winkler

Da schmeißen die Leute ja immer das Falsche rein.

Mal abgesehen davon. Aber auch das Richtige ist eine Mischung aus Tetrapack, Styropor und allen möglichen Plastiktüten und -schachteln. Dieses Durcheinander wird man nicht verwenden können. Es muss also getrennt werden.

Das muss es ja auch jetzt schon.

Ja. Mit dem Ergebnis, dass ein Großteil als Mischplastik schlicht und ergreifend verbrannt wird. Ein großer Abnehmer ist schon jetzt die Zementindustrie. Ob die da nun Erdgas, Kohlestaub oder Plastik reinschmeißen, ist für die Klimabilanz wahrscheinlich ziemlich schnuppe.

Also wird es die nötige Menge von Plastikabfällen gar nicht geben, dass es für Straßen reicht?

Schwer zu sagen. Wenn man dafür Mischplastikabfälle verwenden könnte, wäre es sicherlich besser, sie in Straßen zu verbauen als zu verbrennen. Ob es aber haltbarere Straßen ergibt? Das Problem des Abriebs bleibt bestehen. Auch Plastik verschleißt ja durch Reibung. Bei Feinstaub denken die meisten ja nur an Ruß aus dem Auspuff. Aber dazu gehört auch der Abrieb der Reifen und des Straßenmaterials. Das wäre dann noch eine Quelle für Mikroplastik, das mit dem Regenwasser ins Meer gespült wird.

Die Anhänger der Plastikstraßen sprechen aber von schier endloser Haltbarkeit.

Um das zu beweisen, müssen die Straße schon ein paar Jahrzehnte liegen.

Und wenn Plastik mit Bitumen gemischt wird, um damit den Abrieb zu verringern gegenüber den Straßen von heute?

Das gibt es schon mit Gummi und anderen Materialien, hat aber den Nachteil, dass darunter wieder die Recyclingfähigkeit des Straßenbelags leidet. Einen reinen Bitumenbeton-Straßenbelag kannst du einschmelzen und wiederverwenden. Bei Betonstraßen geht das schon nicht, bei Plastikstraßen oder Plastik-Bitumen-Mischstraßen würde es wahrscheinlich auch nicht funktionieren.

Man müsste den Abrieb gleich wieder in die Straße einschmelzen können.

Mit einer Fußbodenheizung? Das wär’s. Die Reifen würden ankleben, der totale Verkehrsstillstand die Folge. Gut fürs Klima.

Tja, dem Plastikproblem würde das aber jetzt auch nicht abhelfen.

Die finale Lösung für das Plastikproblem, die hat bis jetzt so richtig noch keiner vorgelegt, habe ich den Eindruck.

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