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Nicht mal eine Flasche Wasser
Philip Malzahn über die Proteste in Ägypten
Gegen die derzeitigen Proteste in Ägypten reagiert die Regierung mit harter Hand. Sie lässt mit scharfer Munition auf die Bevölkerung schießen, über 2000 Festgenommene gesellen sich in den Gefängnissen zu den 60.000 politischen Gefangenen, die dort bereits einsitzen. Protestieren war in Ägypten noch nie ungefährlich. Doch seit der Machtübernahme von General Abdel Fattah el-Sisi im Jahr 2013 tut der Staatsapparat alles dafür, ein Szenario wie zu Zeiten des Arabischen Frühlings zu vermeiden.
Doch einer der Auslöser für die Proteste 2011 war die schlechte wirtschaftliche Lage. Armut, Perspektivlosigkeit und das Gefühl, von der eigenen Regierung erstickt zu werden, trieben Millionen auf die Straße. Und das ist ein Problem, welches auch das Regime von el-Sisi nicht in den Griff bekommt, egal, wie hart es gegen Widersacher vorgeht. Die Situation hat sich sogar verschlechtert.
Heute lebt jeder Dritte in Ägypten unter der Armutsgrenze. Seit 2016 hat die Währung mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren, die Inflationsrate liegt bei zehn Prozent. Wer im Supermarkt eine Flasche Wasser kaufen möchte, muss entscheiden, wen er finanziert: Nestlé, Coca-Cola oder das Militär. Letzteres ist nämlich nicht nur für die Unterdrückung zuständig sondern auch der größte wirtschaftliche Akteur. Das Militär baut Straßen, Häuser, Fußballstadien, produziert Lebensmittel und vieles mehr. Das war schon vor el-Sisi so. Mit autoritären Regimen hat das ägyptische Volk viel Erfahrung, auch das Dilemma im Supermarkt ist ein altes. Kritisch wird es immer dann, wenn große Teile der Bevölkerung Schwierigkeiten haben, sich überhaupt eine Flasche Wasser zu leisten.
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