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Zum Angeben sind Sportwagen ergiebiger

Dr. Steffen Schmidt über Unfälle mit SUVs

Neuerdings liest man häufiger von »SUV-Unfällen«. Ist das nicht eine Verharmlosung von Autos generell?

Es kommt drauf an. Das Teil von Porsche, das diesen Unfall in der Invalidenstraße verursacht hat, indem es mehrere Poller umnietete und die Passanten gleich mit, das wiegt leer schon fast zwei Tonnen und ist mit gut und gerne 250 PS in der Lage, recht kräftig zu beschleunigen. Zwar geht die Geschwindigkeit höher in die Schadensenergie ein als die Masse, aber die Masse macht schon eine ganze Menge. Dazu kommt, dass SUVs so hochbeinig sind - wenn sie mit einem Auto normaler Bauart oder gar mit einem Fußgänger oder Radfahrer zusammenstoßen, treffen sie ihn in einem sehr ungünstigen Winkel. Die Wahrscheinlichkeit, dass es tödliche Verletzungen gibt, ist viel größer.

Ist es erwiesen, dass ein anderes Auto die Poller nicht umgenietet hätte?

Bei entsprechender Geschwindigkeit wäre wohl auch ein anderes Auto da durchgestoßen. Diese Poller sind relativ dünnwandige Stahlrohre, die sind nicht sehr haltbar.

Wenn ein SUV und ein normaler Mittelklassewagen zusammenstoßen - die Knautschzone ist natürlich beim SUV wesentlich größer …

… die ist gar nicht so viel größer. Und beim Frontalaufprall kommt der SUV gar nicht gleich zum Knautschen - weil der niedrigere Pkw stößt erst mal auf den unteren Rand der Karosserie des SUV, sodass er seine Knautschzone nicht richtig nutzen kann, und dem anderen tut das relativ wenig. Anders ist es bei seitlichem Zusammenstoß. Bei einem illegalen Straßenrennen in Berlin fegte eine übermotorisierte Limousine einen SUV von der Kreuzung.

Und die Heftigkeit, mit der man bei einem solchen Aufprall in den Gurt fliegt oder auch gegen eine Scheibe, ist die unterschiedlich?

Wenn zwei Objekte zusammenstoßen - das kann man sehen, wenn man eine schwerere Kugel gegen eine leichtere Kugel stoßen lässt -, dann fliegen die gemeinsam weiter, in der Richtung der schwereren Kugel. Der schwerere Teil hat für den leichteren ein höheres Schadenspotenzial. Aber das gilt nicht nur für SUVs.

Die Vorliebe für Straßenpanzer gleiche dem US-Faible für Waffen, hat Ralf Stegner (SPD) gesagt. Stimmst du dem zu?

Das würde ich eher nicht so sehen. Die ganze Waffenchose ist, soweit man das mitkriegt, eher eine Männerangelegenheit, SUVs nicht unbedingt. Die werden sehr häufig auch von Frauen gefahren, insbesondere mit Familie, weil die sich sagen, wenn ich schon einen Unfall habe, will ich mit meinen Kindern wenigstens auf der sicheren Seite sein.

Also eine Defensiv-Waffe?

Da gibt’s wohl beides, die aggressive und die defensive Variante. Bei Waffen ist das Defensive nicht so deutlich.

Du meinst also, es ist ein Sicherheitsbedürfnis, das Menschen dazu bringt, sich Autos zu kaufen, die zu fett sind für viele Straßen, Parkgaragen und -lücken?

Ich denke schon. Zum Angeben ist ein heftig motorisierter Sportwagen wahrscheinlich ergiebiger.

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