Attentat in Münchner Einkaufszentrum als rechtsextrem eingestuft

Bayerische Landeskriminalamt revidiert bisherige Auffassung über Anschlag im Jahr 2016

  • Lesedauer: 2 Min.

München. Mehr als drei Jahre nach dem Attentat vor dem Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) in München hat das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) die Tat als politisch motiviert eingestuft. Bei der Bewertung dürfe die rechtsradikale und rassistische Gesinnung des Täters nicht vernachlässigt werden, teilte das LKA am Freitag mit. »In Zusammenfassung der Erkenntnisse der letzten drei Jahre Ermittlungsarbeit erscheint es gerechtfertigt, von einer politischen Motivation im Sinne des Definitionssystems PMK zu sprechen.« Das bundesweit einheitliche polizeiliche Definitionssystem Politisch Motivierte Kriminalität (PMK) regelt die Einstufung umfassend.

Am 22. Juli 2016 hatte der 18-jährige David S. am OEZ neun Menschen und sich selbst erschossen. Es gab mehrere Verletzte. Die meisten der neun Todesopfer hatten einen Migrationshintergrund. Der rechtsextreme David S. litt an psychischen Problemen.

Die Ermittler hatten die Tat bisher nicht als politisch motiviert, sondern als Racheakt eingestuft, obwohl es an der rechten Gesinnung des Attentäters keine Zweifel gab. An dieser Bewertung gab es heftige Kritik, unter anderem von den Grünen.

Nach den Ermittlungen wollte David S. sich für Mobbing durch Mitschüler rächen. Allerdings gebe es Anhaltspunkte, dass er seine Opfer auch auf Grund ihrer Herkunft ausgesucht habe, erläuterte das LKA nun.

Die Beratungsstelle für Betroffene von rechter und rassistischer Gewalt und Diskriminierung in München (BEFORE) begrüßte die Neueinschätzung durch das LKA. »Für die Betroffenen ist es wichtig, dass ihre Perspektive auf die Tat gehört und ernstgenommen wird«, so Anja Spiegler, Beraterin bei BEFORE. Die bisher fehlende Anerkennung der politischen Hintergründe des OEZ-Attentates hätte den Opfern den Umgang mit den Folgen »zusätzlich erschwert«. Agenturen/nd

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