Werbung

Forscher: Neonazis von damals sind heute in der AfD

Politikwissenschaftler sieht Nachwendejahre als Wurzeln des AfD-Erfolgs / Erfahrungsberichte unter dem #baseballschlägerjahre

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Der Potsdamer Rechtsextremismus-Forscher Gideon Botsch sieht die Wurzeln des Wahlerfolgs der AfD im Osten auch in den dortigen »Baseballschlägerjahren« nach 1989. Bei der Frage, warum im Osten so stark rechts gewählt werde, habe dieser Aspekt bislang viel zu wenig Beachtung gefunden, erklärte der Leiter der Emil Julius Gumbel Forschungsstelle für Antisemitismus und Rechtsextremismus (EJGF) am Moses Mendelsohn Zentrum in Potsdam dem »Tagesspiegel«.

Die »jungen Springerstiefel-Träger von damals« seien nicht einfach verschwunden. »Sie sind immer noch da«. Sie seien älter geworden, berufstätig, hätten eine Familie gegründet, ein Haus gebaut, erklärte Botsch weiter. Nicht alle, die sich damals in der Nazi-Szene bewegt haben, seien Rechte geblieben. »Aber bei so manchem, der in den späten 80ern und in den 90ern mit rechtsextremer und antisemitischer Propaganda in Berührung kam, blieb das hängen.«

Die jungen Rechten von damals wählten heute nicht nur häufig AfD, die Partei werde mitgetragen von Leuten, die früher in der Neonazi-Szene aktiv waren, so Botsch. Viele dieser Personen, die sich zwischenzeitlich wegen staatlicher Repressionen und Präventionsprogrammen zurückgezogen hätten, seien mittlerweile wieder aktiver. »Und bei Rechtsrockkonzerten sehen Sie heute ein Publikum, das mit der eigenen Jugendsubkultur gealtert ist«, sagte Botsch. Unter dem Hashtag #baseballschlägerjahre berichten derzeit Menschen auf Twitter, was sie in den 1990er Jahren durch Neonazis erleiden mussten. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal