Was junge Leute wirklich brauchen

Kleines Einmaleins der finanziellen Sicherheit

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 4 Min.

Das »neue deutschland« sowie Verbraucherschützer, Banken und Politik haben immer wieder bemüht, um Menschen »unter 30« über den richtigen Umgang mit Geld aufzuklären. Banken, Bausparkassen und Versicherungen müssen heute schriftliche Protokolle über Gespräche mit ihren Kunden anfertigen (auch für Beratungen älteren Kunden). Die Finanz-Unternehmen sind zudem verpflichtet worden, Privatleuten vor dem Abschluss irgendwelcher Verträge ausführliche Informationsblätter über die Produkte auszuhändigen.

»Die Anstrengungen sind aller Ehren wert, doch der Nutzen der hektischen Betriebsamkeit hält sich in Grenzen«, schrieb der Finanzanalytiker Volker Looman kürzlich in einer seiner brillanten Kolumnen. Da muss man ihm zustimmen. Und viele Verbraucherschützer tun es im persönlichen Gespräch ebenfalls.

Dabei werden die Weichen für den finanziellen Lebenslauf in der Jugend gestellt. Loomans Faustformel: Arbeit und Sparen sind wichtiger als Zinsen und staatliche Prämien. Richtig. Andersherum fängt mit der Überziehung des Girokontos oft eine Abwärtsspirale an. Konsum auf Pump ist auch in der aktuellen Amazon-Ära keine nachhaltige Idee. Was darf es also wirklich sein, um finanziell bis zur Rente über die Runden zu kommen?

Vier Verträge braucht der junge Verbraucher

Der erste Finanzvertrag ist ein Girokonto - ohne Überziehungsmöglichkeit. Ausgeben wird, was vorher verdient wurde. Bingo!

Der zweite nützliche Vertrag ist die Privathaftpflichtversicherung. Dieser muss sein, weil der Schaden, den Sie anrichten können, leicht in die Millionen gehen kann. Etwa, wenn Sie »vor den Bus« laufen oder einen Hausbrand verursachen und es viele Verletzte gibt. Der Haftpflichtvertrag schützt auch im Alltag, wenn Sie beispielsweise einem Bekannten ein Glas Rotwein über das Hemd gießen oder die Waschmaschine ausläuft und die Wohnung im Stockwerk tiefer ruiniert.

Wenn Sie ein wenig im Internet suchen, finden Sie Haftpflichtverträge, die weniger als 100 Euro im Jahr kosten. Und wenn Sie mit einem Versicherungsvertreter sprechen, gibt es vielleicht noch einen Rabatt. Schließlich bilden die U30 die wichtigste Zielgruppe für die Finanzdienstleistungsunternehmen, da sie noch offen sind für neue Verträge.

Der dritte Vertrag, und jetzt wird es komplizierter, sichert finanziell gegen Invalidität ab. Sie können sich gegen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit absichern. Und Sie sollten es tun. Denn Berufsunfähigkeit bedeutet, dass Sie Ihren erlernten Beruf nicht mehr ausüben können. Erwerbsunfähigkeit bedeutet, dass Sie überhaupt keinen Beruf mehr ausüben können.

Zwar gibt es die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Diese springt unter Umständen ein. Sie erhalten dann eine Rente, aber nur bei »voller Erwerbsminderung«, etwa wenn Sie wegen Krankheit oder Behinderung weniger als drei Stunden täglich arbeiten können. Die weit verbreitete Unfallversicherung ist ebenfalls kein ausreichender Schutz, weil die meisten Menschen durch Krankheit aus dem Erwerbsleben ausscheiden, nicht durch einen tragischen Unfall.

Grundsätzlich macht eine private Berufsunfähigkeitsversicherung also Sinn. Allerdings sollten Akademiker und Techniker überlegen, ab wann sie eigentlich »berufsunfähig« wären. Im Regelfall dürften sie auch nach herben Schicksalsschlägen noch in der Lage sein, ihren Job zu erledigen. Für sitzend Tätige könnte also eine zusätzliche private Absicherung gegen Erwerbsunfähigkeit - wenn es also ganz Dicke kommt - genügen.

Wo es »dicke« kommen kann

Dagegen sind Berufe, die stärker körperlicher fordern, gefährdeter. Da bietet sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung an. Die Kosten variieren je nach Berufsgruppe und Anbieter erheblich. Ein Ingenieur zahlt laut »Finanztip« im günstigsten Fall 52 Euro monatlich, ein Maurer im schlechtesten Fall 469 Euro. Bei Berufsunfähigkeit zahlte der Versicherer dann eine monatliche Rente von 1500 Euro.

Bleibt dann noch Geld monatlich über, steht ein vierten Vertrag an, der für ein Sparbuch. Auch, wenn dafür so gut wie keine Zinsen anfallen, gilt immer noch: Spare in der Zeit und Du hast in der Not.

Was Berufseinsteiger und junge Leute allerdings nicht benötigen sind Bausparvertrag, Aktiensparplan und private Rentenversicherung, meint Analyst Looman. Und ich stimme ihm da zu. Aber das ist dann wieder ein anderes Thema.

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