- Politik
- „Pro Lausitzer Braunkohle“
Staatskohle für Umweltschutzgegner
Die brandenburgische Landesregierung hat ausgerechnet einen Braunkohleverband damit beauftragt, die Bevölkerung über den Klimawandel zu informieren.
Kohle für einen Braunkohleverband: Die brandenburgische Landesregierung hat ausgerechnet einen Braunkohleverband damit beauftragt, die Bevölkerung über den Klimawandel zu informieren. Darüber berichtete am Mittwochabend »Spiegel Online«. Über 40.000 Euro pro Jahr bezieht der Verein »Pro Lausitzer Braunkohle« für die Kampagne »Kleine Klimaschule«, in der über Klimawandel und Energiewende aufgeklärt werden soll. Neben Veranstaltungen gibt der Verein Bildungsmaterial heraus, das an Schüler und Schülerinnen verteilt wird. Heikel daran: Der Verein vertritt auf seiner Seite zweifelhafte Positionen: Die Ursachen für die Veränderung des Klimas seien in der Wissenschaft umstritten, heißt es dort.
»Spiegel Online« kritisiert, der Verein würde dabei auch mit falschen Zahlen argumentieren. »Pro Lausitzer Braunkohle« gebe an, die globale Mindesttemperatur sei seit mindestens 15 Jahren nicht mehr angestiegen, obwohl die CO2-Emissionen in dieser Zeit zunahmen. Diese Behauptung sei falsch, da Klimadaten belegen, dass in den letzten 20 Jahren so viele Wärme-Rekorde gemessen wurden wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der Verein lässt sich am Ende gar zu der Aussage hinreißen, die Lausitzer Braunkohle habe einen »positiven Effekt« auf das Weltklima.
In Brandenburg regiert eine Koalition aus SPD, CDU und Grünen. Besonders heikel könnte die staatliche Förderung für die Aufklärungskampagne durch den Braunkohleverband für die Grünen sein, hatten diese doch in den Koalitionverhandlungen besonders auf klimapolitische Forderungen gedrängt. Entsprechend harsch fielen die Reaktionen aus der Fraktion aus: Isabell Hiekel sagt dazu:»Die im Raum stehenden Vorwürfe müssen restlos aufgeklärt werden«. Die Sprecherin für die Lausitz der bündnisgrünen Fraktion sagt weiter, es könne überhaupt nicht angehen, dass ein Pro-Kohle-Lobbyverein mit Steuergeldern finanziert wird, um Zweifel an der Klimakrise zu streuen.
Erst letzten Samstag hatten 4.000 Menschen Braunkohleinfrastruktur in der Lausitz und im Leipziger Land blockiert. Der Verein »Pro Lausitzer Braunkohle« hatte zu Gegenkundgebungen mobilisiert.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.