Mit Krummsäbel und Techno

Philip Malzahn darüber, wie sich das saudische Königshaus als menschenfreundlicher Rechtsstaat inszeniert

  • Philip Malzahn
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist ein weiterer Versuch des saudischen Königshauses, die Verantwortung für den Mord am regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi von sich zu weisen. Während fünf namentlich nicht genannte Personen zum Tode verurteilt wurden, konnten sich die prominentesten Beschuldigten freuen: Weder Saud al-Qahtani, Ex-Medienberater des Kronprinzen, sowie der ehemalige Generalkonsul in Istanbul, Mohammed al-Otaibi, unter dessen Aufsicht Khashoggi zerstückelt und entsorgt wurde, werden strafrechtlich verfolgt.

Das Urteil trägt die Handschrift des Kronprinzen Mohammed Bin Salman. Von einem angeordneten Mord im Oktober 2018 will er nichts gewusst haben, und nutzt den darauffolgenden Prozess, um sich seiner Feinde zu entledigen. Das Königshaus gibt jedes Jahr unzählige Millionen US-Dollar aus, um das Bild eines Rechtsstaats zu kreieren. In diesen Tagen fand bei Riad ein Techno-Festival statt, wo international bekannte DJs auftraten, mit dem Ziel, »den Weg zu einer ganz neuen Erfahrung in der Gesellschaft zu ebnen«. Doch für diese Erfahrung zahlt die saudische Bevölkerung mit ihrem Leben, seien es regierungskritische Journalisten wie Khashoggi, Frauenrechtlerinnen, unliebsame Kleriker der schiitischen Minderheit oder in Ungnade gefallene Beamte, die eigentlich nur die Drecksarbeit ihres Kronprinzen gemacht haben.

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