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Wie ein trotziges Kind
Simon Poelchau über den Widerstand von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer gegen ein generelles Tempolimit auf Autobahnen
Dass er nicht gerade der einsichtigste Typ ist, hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer rund um den Pkw-Maut-Skandal zur Genüge bewiesen. Wahrscheinlich denkt der CSU-Politiker, dass er jetzt eh nach dem Motto »Ist der Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert« walten kann. Anders kann man seine jüngste Tirade auf den ADAC nicht verstehen.
Denn der gut 21 Millionen Mitglieder zählende Verkehrsclub hat eine Kehrtwende gemacht und will sich nicht mehr gegen ein generelles Tempolimit auf Deutschlands Autobahnen stemmen. Das wiederum will Scheuer nicht wahrhaben. Statt der geänderten Stimmungslage in der Gesellschaft Rechnung zu tragen und seinen eigenen Widerstand aufzugeben, verhält sich Scheuer wie ein trotziges Kind und wirft dem mächtigen ADAC nun vor, dass ein »neutrales Durchlavieren« nicht gehe. Neue Freunde wird sich der eh schon angeschlagene Verkehrsminister damit nicht gemacht haben. Und im Ausland wird man die Köpfe schütteln. So ist Deutschland das einzige Land in der EU, in der es kein generelles Tempolimit gibt.
Der einzige Freund, der Scheuer jetzt noch bleibt, ist der Autobauer-Lobbyverband VDA. Doch was hilft das, wenn aus guten Gründen eigentlich keiner mehr mit 250 über die Autobahn brettern will?
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