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Neues vom Kunstexperten
Thomas Blum über den Filmkritiker Donald Trump
Vom gegenwärtigen Präsidenten der USA ist ja allgemein bekannt, dass er nicht gerade die hellste Leuchte im Lampenladen ist, um es einmal sehr vorsichtig zu formulieren. Doch damit sind er und die Weltbevölkerung noch nicht genug gestraft. Oft scheint ihn obendrein auch noch die Langeweile zu quälen. Diese Langeweile und sein offenbar stark vorhandener Drang, sich mithilfe seines aus circa 43 Vokabeln bestehenden Wortschatzes zu Dingen zu äußern, von denen er nicht die Spur einer Ahnung hat, ergeben zusammen eine gefährliche Mischung, wie man weiß.
Donald Trump, der sich in der Vergangenheit bereits auf den Gebieten Philosophie, Geschichte, experimentelle Dichtung (»covfefe«) und Rassenkunde hervorgetan hat bzw. verhaltensauffällig wurde, betätigt sich seit neuestem auch als Filmkritiker. Auf seinem neuen Fachgebiet scheint er ähnlich kundig zu sein wie auf all seinen anderen. Was ihn allerdings erfahrungsgemäß nicht daran hindert, sich auf dem bereits von ihm gewohnten Erstklässlerniveau zu Wort zu melden. Über den von der Kritik zu Recht mit Lob überhäuften südkoreanischen Spielfilm »Parasite« - eine kluge Satire über die Klassengesellschaft, die dieses Jahr vier Oscars erhielt, unter anderem den für den »besten Film« - ereiferte er sich, weil das Werk ein asiatisches ist: »Der Gewinner ist ein Film aus Südkorea. Was zum Teufel war da denn los?« Gesehen hat er den Film selbstverständlich nicht, wie er selbst zugab: »War der gut? Ich weiß es nicht.« Ein Trump muss ein Kunstwerk nicht kennen, um es zu beurteilen. Wo kämen wir da auch hin? Der Mann kennt, weiß und versteht ja auch sonst nichts, was ihn aber bisher weder am flächendeckenden Fällen von Urteilen gehindert hat noch zur Eindämmung seines Redeschwalls führte.
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