Reuelos

Frankreichs ehemaliger Premier François Fillon steht vor Gericht.

  • Ralf Klingsieck
  • Lesedauer: 2 Min.

Mehr als zwei Jahre lang war es still um Frankreichs Ex-Premier François Fillon. 2017 war er wegen aufgeflogener Betrügereien als Präsidentschaftskandidat der Rechten schmählich gescheitert. Nun, im Vorfeld des Prozesses gegen ihn, der am Montag begann, zog es Fillon wieder ins Scheinwerferlicht, um über die Medien seine Sicht zum Verfahren unters Volk zu bringen. Wichtigste Erkenntnis: Fillon bereut nichts und hat auch nichts hinzugelernt. Die Vorwürfe, er habe seine Frau Penelope von 1981 bis 1990 als seine angebliche parlamentarische Assistentin scheinbeschäftigt und dadurch mehr als eine Million Euro kassiert, bezeichnet er heute wie damals als »Intrige« eines von ihm nicht näher identifizierten »schwarzen Kabinetts«.

1954 in Le Mans im Departement Sarthe geboren, begann François Fillon seine politische Laufbahn in der Kommunalpolitik seiner Heimatregion, wo er 1983 zum Bürgermeister von Sablé-sur-Sarthe gewählt wurde. Einer verarmten Adelsfamilie kaufte er dort ein kleines Schloss aus dem 18. Jahrhundert ab. Später diente er in den Regierungen der rechten Premierminister Edouard Balladur und Alain Juppé, unter Präsident Nicolas Sarkozy nahm er selbst diese Position ein.

Wie während seiner Präsidentschaftskandidatur Anfang 2017 durch die Medien enthüllt und inzwischen durch Untersuchungen von Polizei und Justiz nachgewiesen wurde, hat Fillon nicht nur seine Frau scheinbeschäftigt, sondern zeitweise auch zwei seiner Kinder, als sie noch studierten. Im Prozess ist die Nationalversammlung Nebenklägerin und fordert eine Million Euro Schadenersatz. Die ehemaligen Parteifreunde von den konservativen Republikanern wollen nichts mehr von Fillon wissen, dem sie die Schuld an ihrer abgrundtiefen Niederlage bei den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen von 2017 geben.

Darüber hinaus ist der Fall Fillon wesentlich mitverantwortlich für die Politikverdrossenheit bei vielen Franzosen - und nicht zuletzt der Gelbwesten -, die Politiker pauschal als inkompetent, egoistisch und korrupt ansehen.

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