- Politik
- Insel Lesbos
Inselbewohner protestieren gegen Bau neuer Geflüchtetenlager
Linkenabgeordnete Hänsel fordert: Menschenunwürdige Lager schließen statt neue Lager in Lesbos bauen
Insel Lesbos. Auf mehreren griechischen Ägäis-Inseln sind die Bewohner am Mittwoch in einen Generalstreik getreten, um gegen den Bau neuer Geflüchtetenlager zu demonstrieren. Auf der Insel Lesbos kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, als kleine Gruppen von Demonstranten Steine auf Polizisten warfen und diese mit Tränengas und Blendgranaten reagierten.
»Wir befinden uns in einer Kriegssituation«, sagte der örtliche Pfarrer, Pater Stratis, der Nachrichtenagentur AFP. Nach wochenlangen erfolglosen Gesprächen mit den örtlichen Behörden über die neuen Lager entsendete die konservative Regierung am Montag Baumaschinen und hunderte Bereitschaftspolizisten nach Lesbos und Chios und sorgte damit für breite Empörung.
Die Regierung in Athen will mit dem Bau von neuen abgeriegelten Flüchtlingslagern bis Mitte 2020 fertig sein. Die bereits bestehenden, komplett überfüllten Lager sollen geschlossen werden.
In den neuen Einrichtungen sollen nach Angaben von Migrationsminister Notis Mitarachi 20.000 Asylbewerber für eine Dauer von maximal drei Monaten untergebracht werden. Überdies sollen die Migranten die neuen Lager nicht mehr unkontrolliert verlassen können. Die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Heike Hänsel, kritisierte den geplanten Bau neuer Lager als Eingeständnis für »das Scheitern des EU-Türkei-Deals von 2016«.
Sie forderte die Schließung der bestehenden Flüchtlingslager und die Aufnahme der Migranten durch die EU-Staaten.Derzeit sitzen auf fünf griechischen Ägäis-Inseln mehr als 38.000 Asylsuchende unter von Hilfsorganisationen als unmenschlich bezeichneten Zuständen in überfüllten Lagern fest. Tatsächlich sind die Lager nur für rund 6200 Menschen ausgerichtet. Im vergangenen Jahr verzeichnete Griechenland die höchste Zahl neu ankommender Flüchtlingen in Europa.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.