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Corona-App? Nein, Danke.
Die Idee einer App, die die Bewegungen von Corona-Infizierten überwacht, kommt immer wieder auf.
Die Datensammelwut der Behörden ist immer dann besonders groß, wenn die Angst obsiegt. Das Coronavirus kann schaffen, was zuletzt bei 9/11 in großem Umfang gelang, als die Sammlung von Fluggastdaten ausuferte. Wer würde schon widersprechen, wenn »zu unserer aller Sicherheit« ein paar Daten preisgegeben werden?
Das Robert-Koch-Institut forscht nun mit anonymisierten Bewegungsdaten, die es von der Telekom erhalten hat. Rückschlüsse auf Einzelpersonen seien nicht möglich, heißt es. Wirklich belegbar ist der Nutzen der noch recht ungenauen Bewegungsdaten nicht. Zwischen 150 Metern und mehreren Kilometern kann der Radius einer Funkzelle betragen. Mit weiteren Daten, wie denen der wesentlich kleineren privaten WLAN-Netzwerken, sind weitere Anwendungsszenarien denkbar.
Solidarität in Zeiten der Coronakrise muss auch Solidarität in Sachen Datenschutz heißen. Die Standortdaten einer infizierten Person bringen künftig womöglich auch das Umfeld in Quarantäne. Was nützt ein Sicherheitsabstand von zwei Metern im Alltag, die Vermeidung von persönlichem Kontakt oder eine Schutzmaske, wenn künftig ein gemeinsam genutztes WLAN oder eine Wohnung im selben Haus ausreichen könnte, um in Quarantäne gesetzt zu werden? Die Standortdaten sagen nichts darüber aus, ob der Patient sich der Erkrankung angemessen verhält oder ob sich das örtliche Umfeld schützt. Dazu bräuchte es dann schon eine permanente Videoüberwachung. Na ja – vielleicht dann bei der nächsten Pandemie.
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