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Tag der Bundeswehr: Werben fürs Sterben auf allen Kanälen

Jana Frielinghaus über die Medienberichte zu den Events der Streitkräfte am Wochenende

Glaubt man den ARD-Berichten, gab es zwar einen Besucherrekord an den zehn Truppenstandorten, die am Samstag fürs Publikum geöffnet waren, aber keinen Protest wie hier am Luftwaffenstützpunkt Jagel in Schleswig-Holstein.
Glaubt man den ARD-Berichten, gab es zwar einen Besucherrekord an den zehn Truppenstandorten, die am Samstag fürs Publikum geöffnet waren, aber keinen Protest wie hier am Luftwaffenstützpunkt Jagel in Schleswig-Holstein.

Wortreich haben sich – zurecht – viele deutsche Journalisten darüber empört, wie in Russland schon Kindergartenkinder militärisch indoktriniert werden, wie schon Fünfjährige imaginäre Feinde »erschießen«. Am Wochenende flimmerten nun Fernsehbilder von Steppkes in Uniform und mit Spielzeuggewehr in deutsche Wohnzimmer – allerdings ohne ein Wort der Kritik. Denn Filmaufnahmen und Fotos waren in der Bundesrepublik aufgenommen, am Tag der Bundeswehr. Selbst bei den ARD-Tagesthemen kamen ausschließlich Jugendliche zu Wort, die sich eine Karriere beim Bund vorstellen können. Keine Eltern mit Bauchschmerzen über die Folgen einer solchen Berufswahl, keine Silbe zu den Protesten, die es ebenfalls gab.

Die Berichte auch in der Regionalpresse offenbaren eine unheimliche Vereinheitlichung der Medienlandschaft beim Thema Militär. Dass Propaganda wirkt, zeigt auch die Zweidrittelmehrheit der Bundesbürger, die laut ZDF-Politbarometer das neue Ziel der Nato-Staaten, fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukt fürs Militär auszugeben, unterstützt. Große Teile der Gesellschaft glauben offenbar, dass »der Russe« vielleicht schon im nächsten Jahr angreift, wie es Sönke Neitzel voraussagt. Der Militärhistoriker, der in Büchern deutsche Krieger »vom Kaiserreich bis zur Berliner Republik« als Vorbilder preist, durfte sich jüngst selbst in der »Taz« auf zwei Zeitungsseiten erklären, warum Wehrpflicht letztlich unumgänglich sei. Und warum die SPD trotz ihres forschen Verteidigungsministers wegen ihres Festhaltens am Primat der Freiwilligkeit eine unsichere Kantonistin ist.

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