Die Banken als kritische Infrastruktur

Sparkassen und genossenschaftliche Institute sichern die Bargeldversorgung und andere Finanzdienstleistungen in der Coronakrise zu

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Für Helmut Schleweis gehören die bundesweit 378 Sparkassen in der Corona-Krise zur »kritischen Infrastruktur«: Zwei Drittel aller Unternehmen in Deutschland seien ihre Kunden, so der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) am Freitag bei der Jahrespressekonferenz. Und die Hälfte des privaten Zahlungsverkehrs laufe über Sparkassenkonten.

Einzelne Geschäftsstellen mussten aber geschlossen werden, woran laut Schleweis die Corona-Pandemie schuld ist. Es gehe zuerst um die Gesundheit der Beschäftigten. Wenn eine Mitarbeiterin »positiv« auf das Virus getestet worden sei, schicke man auch deren Kollegen zwei Wochen lang in die häusliche Quarantäne. Die Niederlassung werde dann normalerweise geschlossen. In kleineren Filialen kann auch die Kinderbetreuung der Grund für eine Schließung sein. Auch teile man »die Kräfte« innerhalb der Sparkassengruppe neu auf, beispielsweise um die Bargeldversorgung zu organisieren.

Ähnlich die Lage bei den Genossenschaftsbanken, die 2019 mit einer Bilanzsumme von 985 Milliarden Euro (plus 5,3 Prozent) an das Geschäftsvolumen der Sparkassen heranreichten. Auch hier gebe es derzeit »einige wenige« Filialschließungen, sagte Gerhard Hofmann, Vorstand des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Ende vergangener Woche bei der Vorstellung der Jahresbilanz. 2019 mussten die 841 Geno-Banken - wie die Sparkassen - nur wenig Geld (96 Millionen Euro) für faule Kredite zurücklegen. Dies dürfte sich in diesem Jahr bei allen Kreditinstituten ändern.

Wie die kommunalen Sparkassen scheinen die Genossenschaftsinstitute für eine Wirtschaftskrise gut gerüstet zu sein. 2019 haben sie einen Gewinn vor Steuern von 7,6 Milliarden Euro erzielt (Sparkassen: 4,3 Milliarden), die Kreditbestände wuchsen rasant, und man sitzt auf einem dicken Kapitalpolster. BVR-Präsidentin Marija Kolak ist denn auch zuversichtlich, die Auswirkungen der Corona-Krise »in den Griff zu bekommen«. Die Bevölkerung könne darauf vertrauen, dass sie mit Bankdienstleistungen wie gewohnt versorgt werden. Auch der Zahlungsverkehr mit allen Bezahlmöglichkeiten werde weiterlaufen, versicherte Kolak. »Dazu gehört die ausreichende Versorgung mit Bargeld an den Geldautomaten.«

Wie zu anderen kritischen Themen rund um Corona hatten in den letzten Tagen Fake News im Internet die Runde gemacht, wonach Bargeld knapp werde. Das sei schierer Unsinn, betonen Sparkassen und genossenschaftliche Institute. Vergangene Woche hatte die Deutsche Kreditwirtschaft, ein Gremium, in dem auch die privaten und öffentlichen Banken vertreten sind, in einer gemeinsamen Erklärung garantiert: »Die Versorgung mit Bankdienstleistungen ist gesichert.« Selbst notorische Skeptiker unter den Experten zweifeln nicht an der Richtigkeit dieser Feststellung.

Davon sollen jetzt gerade auch die schwer unter Druck stehenden Unternehmen profitieren. »Den deutschen Banken und Sparkassen ist bewusst, dass sie zusammen mit der (staatlichen) KfW-Bank eine zentrale Rolle bei der Krisenbewältigung haben«, sagt Kolak. In der kommenden Woche beginnt der Praxistest, wenn die KfW neue Hilfsprogramme starten wird.

Derweil spürt die Bundesbank eine verstärkte Nachfrage nach Bargeld. Kein Problem, sagt Vorstand Johannes Beermann: »Wir haben genügend frisch gedruckte Scheine, unsere Tresore sind voll«. Die Bargeldversorgung funktioniere. Zudem habe die Zentralbank interne Notfall- und Krisenpläne, besitze die Infrastruktur und sei vorbereitet. »Das Bargeld wird in Deutschland nicht ausgehen.«

Die Bundesbank versorgt Banken und Sparkassen pro Arbeitstag im Schnitt mit 1,5 bis drei Milliarden Euro an Bargeld. In diesen Tagen seien es mehrere Hundert Millionen extra. Einige Kreditinstitute, vermutet die Bundesbank, hätten wahrscheinlich aus Vorsicht ihre Geldbestellungen erhöht, um eine stärkere Nachfrage der Kundschaft bedienen zu können. Übrigens: Von den Scheinen und Münzen geht laut Bundesbank keine besondere Ansteckungsgefahr aus.

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