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Sport ist die beste Ausrede
Alle reden über den Stillstand bei den Profis. Freizeitsportler hingegen können ganz neue Angebote nutzen
Sport geht immer, vor allem momentan. Zwar sind Hallen sowie Fitnessstudios geschlossen, und Ausnahmen gibt es nur für Profisportler*innen. Aber in den letzten Wochen haben sich viele Sporttreibende Methoden ausgedacht, wie man sich zu Hause oder im Freien auspowern kann. Um fit zu bleiben, es endlich zu werden oder den Kopf freizukriegen. Mit jedem Tag kommen neue Angebote dazu.
Mit der Umkleidekabine der Basketballspieler als Hintergrundkulisse bietet Bundesligist Alba Berlin täglich Sport per Internetvideos an. Auf Albas Youtube-Kanal und der Webseite gibt es Videos, die sich an Kindergartenkinder bis hin zu Oberschüler*innen richten. Yoga- und Fitnesselemente mischt das Videoteam mit Vereinsnews.
Das Programm ist schnell bundesweit bekannt geworden. Das könnte an den professionell produzierten Videos liegen, die um einiges ansprechender daherkommen als andere neue Angebote. Henning Harnisch, Vizepräsident von Alba Berlin, sagte in einem Interview mit »Zeit Online« vor Kurzem: »Wir arbeiten an einer neuen Kultur, wie man Digitalsport anlegt und ihn dann, nach der Krise, mit dem Alten verbindet.« Bei Alba verstehe man sich »neben dem Spitzensport auch mehr und mehr als ein Sozialunternehmen, das unter dem Label Sportverein läuft.«
Aber auch Breitensportvereine legen sich jetzt ins Zeug. Manche bringen Digitalangebote für ihre Mitglieder an den Start. Der Eimsbütteler TV, einer der größten Breitensportvereine Deutschlands, will nun Kinder-Yoga und Hobby Horsing per Videoanleitung anbieten. Mit einem Steckenpferd über Hindernisse in den eigenen vier Wänden zu springen dürfte zu den ausgefalleneren Video-Angeboten gehören.
Sportvideos zum Mitmachen von zu Hause aus sind an sich aber keine neue Idee. Schließlich laufen sie seit Jahrzehnten im Fernsehen. Dort waren sie beinahe verschwunden, doch durch die Coronakrise bekommen sie eine neue Bedeutung. So etwa das »Tele-Gym«, das es seit 27 Jahren gibt. Der Bayrische Rundfunk strahlt die Fitnessvideos momentan zweimal täglich frühmorgens aus.
Auch beim Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) kann man morgens Sport gucken und mitmachen. Seit dem 23. März bietet der Landessportbund Berlin (LSB) zusammen mit dem RBB ein Fitnessprogramm für zu Hause an. Morgens um 7.45 Uhr überträgt der RBB die Übungsstunden, die von Rückenstärkung bis Yoga reichen. Auf der Webseite des LSB kann man zudem zweimal täglich neue Mitmachvideos anschauen. Für ältere Menschen soll das Angebot noch erweitert werden. »Wir sind dabei, in Abstimmung mit den Vereinen das Angebot weiter auszubauen, um es für alle Zielgruppen attraktiv zu gestalten«, sagte LSB-Sprecher Oliver Weiß dem »nd«.
Diejenigen, die lieber Computer oder Smartphone nutzen und keine Bewegtbilder brauchen, um sich zu motivieren, können auf der Webseite des Sportvereins DJK Wiking Köln 1965 ihr Programm finden. Dort gibt es schriftlich festgehaltene Anleitungen mit Übungsblättern zum Herunterladen. Samstags sind auch Rätsel fürs Gedächtnistraining dabei.
Der Deutsche Turner-Bund hat einen »Bewegungs-Blog« gestartet und stellt selbst gedrehte Fitnessvideos auf seine Webseite. Dort ist auch Trainerin Gabi Fastner zu sehen, die früher das »Tele-Gym« mitgestaltet hat. Seit 2006 bietet sie über ihren Youtube-Kanal eigene Fitnessvideos mit Schwerpunkt Rückenstärkung und Abnehmen an. Die Klickzahlen ihrer Videos seien in den vergangenen Wochen gestiegen, berichtet Fastner dem »nd«. Momentan bekomme sie Rückmeldungen, »dass man jetzt endlich die Zeit nutzen und was für den Körper tun will«, sagt die ausgebildete Gymnastiklehrerin. Wenn man regelmäßig Sportübungen mache, »geht man auch stabiler aus der Krise heraus«, meint Fastner.
Smartphone-Apps, die auf der Yogamatte in der Wohnung oder im Garten funktionieren, boomten ohnehin schon. Jetzt hat man eine große Auswahl von kostenlosen Angeboten. Die Fitnesskette McFit stellt ihre Onlinekurse »Cyberobics« als App und auf ihrer Webseite gratis für alle zur Verfügung. Dabei lohnen sich vor allem die älteren, englischsprachigen Videos. In denen stehen Trainer*innen auf Hochhausdächern, vor hübschen Strand- oder Bergkulissen, unterlegt mit elektronischer Musik.
Ein weiteres kostenloses Angebot ist die App »7 Minuten Training«. Wer nicht immer durchtrainierten Menschen zusehen will, kann sich bei diesem Angebot stattdessen über Grafiken und Figuren freuen. Ein besonderes Equipment wird nicht vorausgesetzt. Bleibt der ebenfalls kostenlose Begleiter bei allen Übungen: der innere Schweinehund.
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