UN-Expertin befürchtet große Hungerkrise durch Corona

Nach Schätzungen hungern bereits jetzt über 820 Millionen Menschen weltweit / Bettina Lüscher: »Wir läuten richtig die Alarmglocken.«

  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) rechnet mit einer großen Hungerkrise infolge der Corona-Pandemie. »Wir läuten richtig die Alarmglocken«, sagte Bettina Lüscher, Sprecherin des Berliner WFP-Büros. »Wir befürchten, dass es eine ganz große Krise wird.« Schon bisher müsse das WFP 87 Millionen Menschen in über 80 Ländern mit Nahrungsmitteln versorgen. Dies werde durch Kriege, Klimawandel, Dürren und Fluten immer schwieriger. Nun komme die Corona-Pandemie hinzu.

Die Hilfe für die Menschen dürfe nicht nachlassen: »Wir sind deren lebensrettender Anker«, erklärt Lüscher. Durch das Coronavirus, das fast alle afrikanischen Länder erreicht habe, entstehe vielerorts eine wirklich schlimme Gemengelage, vor allem in Gebieten mit schwacher Wirtschaft und schwachen Gesundheitssystemen. »Wir sind in einer einzigartigen Situation, die wir als weltgrößte Hilfsorganisation so noch nie angepackt haben. Das ist absolut Neuland«, sagte die WFP-Sprecherin.

nd-Leser helfen

Liebe Leserinnen und Leser,

Menschen ohne festen Wohnsitz sind in der Coronakrise am wenigsten geschützt. Wir rufen Sie auf zu helfen. Bitte rufen Sie die Bahnhofsmission, den Obdachlosentreff oder die Notunterkunft in Ihrem Wohnort an; fragen Sie, was gebraucht wird. Spenden Sie diese Dinge oder hängen Sie Ihren Spendenbeutel an einen der Gabenzäune. Schauen Sie auch nach Spendenkonten von Obdachloseninitiativen, Kältehilfen und Betreuungseinrichtungen. Und schreiben Sie uns unter dem Stichwort »nd-Leser helfen«, wem Sie wie geholfen haben.

Wolfgang Hübner, nd-Chefredakteur

Bisher hungern nach UN-Schätzungen über 820 Millionen Menschen weltweit. Allein in Ostafrika sind 15 Millionen Menschen unterernährt, in Südsudan, Äthiopien, Somalia und Kenia. Durch die Corona-Pandemie sei zu befürchten, dass Hunger für weitere Millionen Menschen zur Realität wird, sagte Lüscher. Der Bedarf an Nahrungsmittelhilfe werde steigen.

Wegen Quarantäne-Auflagen und geschlossener Grenzen müsse das WFP mit Regierungen verhandeln, damit Ärzte, humanitäre Helfer, Hilfsgüter und Material weiter in die jeweiligen Länder und in entlegene Gebiete gelangen. »Die Transporte müssen klappen, die Lieferketten dürfen nicht abreißen, und wir müssen die Programme anpassen«, sagte Lüscher. Das WFP ist für die Versorgungslogistik der gesamten Vereinten Nationen verantwortlich.

In der Corona-Krise werde die Arbeit verändert, um große Menschenmengen zu vermeiden. »Im Südsudan verteilen wir Lebensmittel für zwei Monate statt für einen wie bisher«, sagte Lüscher. »Dort haben wir wegen Bürgerkrieg, Dürren und Überflutungen auch schon 50 Depots in besonders prekären Gebieten angelegt.« Die einzelnen Hilfe-Empfänger würden nun zum Teil per SMS informiert, wann und wo sie Lebensmittel abholen könnten.

Als Reaktion auf die Corona-Pandemie will das WFP laut Lüscher an strategischen Orten rund um den Globus Nahrungsmittelreserven für drei Monate anlegen. »Dafür bitten wir die Geberländer, von den für 2020 zugesagten Mitteln recht schnell 1,8 Milliarden Euro zu überweisen, damit wir für die nächste Zeit gewappnet sind.« Wichtig sei auch, dass der Handel mit Lebensmitteln weitergeht. Wo Märkte existierten, verteile das WFP Bargeld, Gutscheine oder Debitkarten, damit die Leute Lebensmittel kaufen könnten. epd/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal