Lebbe geht weider
Die Fußballbundesliga geht weiter. »Lebbe geht weider«, wie es der legendäre Eintracht-Frankfurt-Trainer Dragoslav Stepanović vor fast 30 Jahren formuliert hat. Nur ist in der Pandemie beides getrennt: Fußball ist nicht mehr unser Leben, leider. Das findet irgendwo anders statt, nicht in den leeren Stadien des deutschen Profifußballs, wo Vereine aufeinandertreffen müssen, weil es nur noch um Geld geht. Vorher war es zwar nicht anders, aber die Atmosphäre schon. Die Masse macht’s wirklich, alles andere wirkt surreal. Es war aufregend und behämmert. Jetzt ist es bloß behämmert. Und so still. Fußball ist nicht die Suche nach Ruhe in der Natur.
Die Geisterspiele wirken wie Trainingseinheiten auf dem Sportplatz. Manche sagen, erst jetzt könne man auf die technischen und taktischen Feinheiten achten. Aber nach fünf Minuten ist die Konzentration beim Zuschauen weg, man fängt an, wegzudämmern. Es wirkt zu beiläufig und banal. »Jeder guckt für sich allein«, schreibt Uli Hannemann in der »Taz« und was sieht man? »Der Kaiser ist nackt, sein Pimmel ist klein, und jeder stirbt für sich allein.«
Der Geist in der Maschine ist weg, das Versprechen des Fußballs, dass etwas passiert, womit keiner rechnet, ist gebrochen. Auch aus dem Prozess vor dem Schweizer Bundesgericht gegen die früheren Spitzenfunktionäre des DFB, weil erwiesenermaßen für die WM 2006 Schwarzgelder geflossen sind, ist nichts geworden: Kein Freispruch, keine Verurteilung, verjährt. Das ist Fußball. cm
Foto: Getty Images
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