- Kommentare
- Abwrackprämie
Was beide versäumt haben
Simon Poelchau über den Streit zwischen IG Metall und SPD-Spitze über das Nein zur Abwrackprämie
Dass sich die SPD mit der IG Metall und Betriebsratsspitzen der Autobauer wegen der Abwrackprämie streitet, liegt nicht allein daran, dass die Sozialdemokraten sie verhindert haben. Es ist auch eine Folge der fast vollständigen Ausrichtung des Konjunkturprogramms auf Unternehmenshilfen.
Natürlich hat SPD-Chef Norbert Walter-Borjans recht, wenn er auf die Attacken aus der IG Metall entgegnet, dass die Politik kein Empfänger von Branchenordern sei. Der Widerstand in der Bevölkerung gegen eine ökologisch falsche Neuauflage der Abwrackprämie wäre zu groß gewesen. Die Branche leidet nicht besonders wegen der Coronakrise, sondern weil sie die Entwicklung zur E-Mobilität verschlafen hat. Hinzu kommt, dass sie mit Rücklagen von 180 Milliarden Euro wirklich keine Staatshilfen braucht.
Gleichzeitig muss man die Sorgen der Beschäftigten in der Autobranche ernst nehmen. Doch dafür braucht es keine Abwrackprämie, die zunächst nur den Unternehmen zugutekommt. Eine Ausweitung und Erhöhung des Kurzarbeitergeldes, damit die Beschäftigten sich ohne Ängste fit für eine nachhaltige Zukunft machen können, wäre eine Alternative gewesen. Doch so etwas ist im Konjunkturpaket nicht vorgesehen. Dass sie das nicht durchsetzten, müssen sich sowohl SPD als auch IG Metall ankreiden lassen.
Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln
Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.