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Die Basketballer sind zurück

Der Neustart in München gelingt, doch gleich zum Auftakt des Finalturniers patzt der Favorit Bayern gegen Ulm

  • Lars Reinefeld, München
  • Lesedauer: 3 Min.

Den Gang durch die Sicherheitsschleuse samt Sprühregen aus Desinfektionsmitteln ersparte sich BBL-Chef Stefan Holz am Sonntag. Der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga feierte seinen 53. Geburtstag und nahm sich nach den arbeitsreichen Tagen mal eine kleine Auszeit. Das schönste Geburtstagsgeschenk hatte Holz bereits am Samstag bekommen. Denn da starteten die Basketballer erfolgreich in ihr Meisterturnier mit zehn Teams im Münchner Audi Dome - ohne Zuschauer.

Organisatorisch lief am ersten Turniertag - abgesehen von ein paar Kleinigkeiten - alles rund, sportlich ging die spezielle Veranstaltung mit zwei spannenden Begegnungen und einer überraschenden Niederlage von Topfavorit Bayern München los. »Das konnte sich sehen lassen«, sagte Holz. »Wir sind froh, dass nach der ganzen Arbeit endlich gespielt wird.«

Anfang März war die Saison wegen der Corona-Krise unterbrochen worden. Anders als im Handball und Eishockey sagten die Basketballer ihre Spielzeit aber nicht schnell ab, sondern warteten die weitere Entwicklung ab und erarbeiteten im Sog der Fußball-Bundesliga ein Hygiene- und Sicherheitskonzept, das selbst in der großen NBA in diesen Tagen genau beobachtet wird. Die beste Basketball-Liga der Welt will Ende Juli auf dem Gelände von Disney World in Orlando mit einem größeren, aber inhaltlich ähnlichen Turnier ihre Saison ebenfalls noch zu Ende bringen.

Bis kurz vor Beginn des ersten von 35 Spielen hatten die Verantwortlichen im Audi Dome noch an den letzten Hygiene- Maßnahmen gefeilt. Der Spielbereich, im 48 Seiten starken Konzept als aktive Zone bezeichnet, ist weiträumig abgesperrt. Diese darf nur betreten, wer auch im Quarantäne-Hotel wohnt. Das Kampfgericht sitzt hinter Plexiglas, damit es keinen Kontakt zum aktiven Personal gibt. Und wenn das Hallenparkett während der Spiele von Schweiß befreit werden muss, greifen Bayerns Nationalspieler Paul Zipser oder Göttingens Trainer Johan Roijakkers eben selbst zum Wischer.

»Es gibt immer Kleinigkeiten, die es nachzubessern gilt«, sagte Florian Kainzinger, der das Konzept maßgeblich mitentwickelt hatte und am Wochenende die Umsetzung überprüfte. Hier jemand, der in der passiven Zone keinen Mund-Nasen-Schutz trug, da ein zu geringer Abstand bei den Medienvertretern. Das Ordnungs- oder Gesundheitsamt München kann jederzeit in die Halle kommen - dann soll alles perfekt sein.

Als nach 89 Tagen Pause endlich wieder der Basketball durch die Luft flog, herrschte im sonst meist mit 6700 Zuschauern ausverkauften Audi Dome eine ganz spezielle Atmosphäre. Die Kommunikation der Profis war ebenso deutlich vernehmbar wie die Anweisungen der Coaches. »Es war schon etwas komisch«, sagte Bayerns Nationalspieler Danilo Barthel.

Und doch wirkte das Geschehen etwas weniger befremdlich als in der Fußball-Bundesliga, was vor allem daran liegt, dass die Halle deutlich kleiner ist als die Arenen im Fußball. Zudem waren die Tribünen ein wenig abgedunkelt, auch das im Basketball typische Einspielen von Musik nach erfolgreichen Aktionen hellte die Stimmung auf. »Beim Aufwärmen war es etwas ungewohnt, während des Spiels blendet man das aber aus«, sagte Ulms Andreas Obst.

Der Nationalspieler sorgte mit seinem Team für die erste ganz große Überraschung des Turniers. Mit 95:85 setzten sich die Ulmer, vor der Saisonunterbrechung als Zehnter außerhalb der Playoff-Ränge, gegen die Bayern durch und verdarben dem Topfavoriten damit vor den Augen von Klub-Präsident Herbert Hainer Start und Stimmung. »Wir haben vorher gesagt, dass wir Intensität zeigen und aggressiv sein müssen. Aber leider waren wir soft«, kritisierte Bayern-Coach Oliver Kostic. Gegen die Hakro Merlins Crailsheim steht der Titelverteidiger nun am Montag bereits ein wenig unter Druck. Pokalsieger Alba Berlin gewann am Sonntag in München gegen die Fraport Skyliners Frankfurt mit 81:72 (37:39), tat sich dabei aber lange Zeit sehr schwer. dpa

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