Spanische Stiefel und Eiserne Jungfrau

Folterinstrumente in Museum in Kärnten

  • Daniela Fuchs
  • Lesedauer: 2 Min.
Wer denkt bei Folter nicht an Schmerzen, Qualen, zweifelhafte Methoden, Menschen zu Geständnissen zu bringen? Gefoltert wurde bereits in der Antike bei den Griechen und Römern über das Mittelalter bis hin zum 18. Jahrhundert als Bestandteil des strafrechtlichen Verfahrens in West- und Mitteleuropa. Trotz ihrer offiziellen Abschaffung Ende des 19. Jahrhunderts wird die Folter in vielen Ländern weiter praktiziert. Österreichische Museen in Seeboden und Wien beherbergen Mitteleuropas größte Sammlung zum Thema. Das Foltermuseum in Seeboden am Millstätter See in Kärnten befindet sich in der 1237 erstmals urkundlich erwähnten Burg Sommeregg. In halbdunklen Räumen werden Folterinstrumente präsentiert, an menschengroßen Puppen ihre Wirkungsweise demonstriert. Zu sehen sind fachkundig recherchierte Dioramen, mit Beinschraube oder »Spanischem Stiefel«, Daumenschraube, Stachelstuhl, Streckbank oder Eiserner Jungfrau. An die Inquisitionsprozesse der Kirche wird erinnert. Ab dem 16. Jahrhundert war die Daumenschraube das gebräuchlichste Instrument, um erwartete Aussagen zu erzwingen. Ihre Anwendung war nach Vorschriften der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, der Constitutio Criminalis Theresiana von 1768, genau beschrieben. Jene Konstitution war der letzte Versuch, die Folter an Regelungen zu binden. Zunächst sollte der Delinquent mit der Tortur allein geschreckt werden. Folgte kein Geständnis, wurde die Daumenschraube mit oder ohne Draufklopfen angewandt. Neben dem Galgen sind auch regelrechte Tötungsmaschinen zu sehen. Dazu gehören Guillotine und Garrotte. Letztere blieb bis 1975 in Spanien unter Franco in Anwendung. Die Ausstellungsmacher bekennen sich als entschiedene Foltergegner. Sie wollen schauriges Gruseln erzeugen und neben pädagogischem Effekt Bildung vermitteln. Der Besucher erfährt Wissenswertes über die Geschichte der Folter, über Gerichtsbarkeit und -ordnung und das Amt des Henkers und seine soziale Stellung. Nicht alle Strafen endeten mit dem Tod. Zu den sogenannten Ehrstrafen gehörte das Tragen von Schandmasken oder der Pranger, der besonders im 15. Jahrhundert verbreitet war und bis weit ins 19. Jahrhundert angewandt wurde. Vor dem Rathaus oder auf dem Marktplatz musste der an eine Säule gebundene Verurteilte die Schmähungen seiner Mitmenschen erdulden. Eine ehrenvolle Rückkehr in die Gemeinschaft war danach nahezu ausgeschlossen. Dem Gang durch die Geschichte schließt sich eine Sonderausstellung von Amnesty International an zur Folter in der Gegenwart. Als Instrument moderner Kriegsführung werden die unmenschlichen Torturen entlarvt. Auf Bildschirmen schildern Betroffene ihr Schicksal.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.