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Schikane nimmt wieder Fahrt auf
Lisa Ecke über die Öffnung der Jobcenter
Seit Montag finden in den ersten Jobcentern, nach der coronabedingten Schließung, wieder persönliche »Kundengespräche« statt. Diese sollen laut den Arbeitsagenturen Ausnahmen bleiben und nur für diejenigen gelten, bei denen dies durch rechtliche oder persönliche Gründe notwendig sei. Selbstverständlich nur nach einer Einladung zu einem festen Termin. Einladung heißt übersetzt: Rechtfertigenmüssen, für die Grundsicherung kämpfen, beweisen, dass man sich um einen Arbeitsplatz bemüht.
Besonders pikant ist, dass der Infektionsschutz gewährleistet werden soll, indem die betroffenen Erwerbslosen das Jobcenter nur alleine betreten dürfen, während etwa beim Shoppen viele Menschen in einem Geschäft sind. Gerade für Erwerbslose, bei denen »rechtliche Gründe« vorliegen, ist das schlimm. Einen Beistand zu einem Gespräch mitzunehmen bedeutet auch, eine Zeug*in zu haben, wenn es hart auf hart kommt und das Jobcenter beispielsweise Bezüge falsch berechnet oder Leistungen kürzt. Für viele bedeutet ein Jobcenterbesuch außerdem enormen psychischen Stress, den eine anwesende Bezugsperson etwas abmildert. Zwar sind wegen der Pandemie aktuell noch die Sanktionen ausgesetzt, die Jobcenteröffnung lässt aber vermuten, das dies nicht mehr lange so bleiben wird und die Schikane der Sozialhilfeempfänger*innen wieder volle Fahrt aufnimmt.
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