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Bayer kauft sich frei

Agrarchemiekonzern will mit Milliarden-Vergleich weiteren Glyphosat-Klagen entgegenwirken

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 2 Min.

»Nach Jahren hart umkämpfter Rechtsstreitigkeiten und einem Jahr intensiver Mediation freue ich mich, dass unsere Mandanten nun entschädigt werden.« Mit diesen Worten bewertet US-Anwalt Mike Miller den am Mittwochabend in Leverkusen bekannt gegebenen Vergleich des deutschen Agrarchemieriesen Bayer in Sachen Glyphosat.

Bayer will rund 125 000 Kläger*innen entschädigen, die in den USA nach dem Gebrauch des von Bayer-Tochter Monsanto entwickelten glyphosathaltigen Herbizids »Roundup« an Krebs erkrankt waren. In einer Mitteilung beziffert Bayer die Summe auf insgesamt 10,1 bis 10,9 Milliarden US-Dollar (9,1 bis 9,8 Milliarden Euro). Damit sollen Bayer zufolge etwa 75 Prozent der aktuellen Verfahren abgeschlossen werden.

Die US-amerikanische Journalistin Carey Gillam von der Initiative U.S. Right to Know kritisierte: »Nach Abzug ihrer Kosten werden einige Kläger*innen sehr wenig Geld erhalten, verglichen mit den bisherigen Urteilen.« Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) schätzt pro Kläger*in eine Entschädigung von 60 000 bis 70 000 Dollar. CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann nennt das »menschenverachtenden Zynismus«. Die Entschädigung würdige nicht nur nicht den Verlust von Gesundheit und Lebensqualität der Betroffenen, sie reiche noch nicht einmal annähernd für die erheblichen medizinischen und anderen Folgekosten. Zum Vergleich: In einem ersten Gerichtsverfahren erhielt der Hausmeister einer Schule in den USA, Dewayne Johnson, einen Schadenersatz von 39 Millionen Dollar zugesprochen. Für Bayer sei der Vergleich »der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt, um eine lange Periode der Unsicherheit zu Ende zu bringen«, sagte Werner Baumann, Vorstandsvorsitzender von Bayer. Der Schritt sei aber kein Schuldeingeständnis. Auf den künftigen Einsatz von Glyphosat habe die Einigung keinen direkten Einfluss.

Mit Blick auf mögliche künftige Fälle soll zudem ein unabhängiges Wissenschaftsgremium gebildet werden. Das soll entscheiden, ob und wenn ja, ab welcher Dosis, Roundup Lymphdrüsenkrebs verursachen könne. Kläger und Bayer seien dann daran gebunden. Laut Harald Ebner, Obmann der Grünen im Bundestagsausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, verhindert gerade dieser Teil »den Schlussstrich, den Bayer-Chef Baumann mit dem teuren Deal kaufen wollte«.

Für die Betroffenen enttäuschend dürfte zudem eine weitere Klage von Bayer und anderen Rundup-Herstellern sein. Ein Bundesrichter im kalifornischen Sacramento hatte am Montag entschieden, dass der Leverkusener Konzern im US-Bundesstaat doch nicht auf mögliche Krebsrisiken von Roundup hinweisen muss. Bayer und andere an der Klage beteiligte Unternehmen müssten einer entsprechenden Auflage des Bundesstaates aus dem Jahr 2017 nicht nachkommen.

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