Strukturwandel richtig machen

Claudia Krieg sieht die Krise als letzte Chance für manche Region

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

In einer Sache muss man dem Ministerpräsidenten Brandenburgs, Dietmar Woidke (SPD) recht geben: Die Erfahrung, unter schwierigen Bedingungen eine wirtschaftliche Lage überhaupt erst hergestellt zu haben, die hat das Land vor über 30 Jahren mit dem Umbruch nach 1990 schon einmal durchmachen müssen. Es hat die landespolitischen Entwicklungen deutlich geprägt und war mit Sicherheit auch dafür verantwortlich, dass angesichts der Coronakrise schnell und weitreichende Soforthilfe angeordnet wurde. Nun, so heißt es, sei alles möglicherweise nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet.

Das mag für einzelne Branchen zutreffen. Trotzdem drängt Brandenburg zu Recht zusammen mit Sachsen und Sachsen-Anhalt auf das Strukturstärkungsgesetz des Bundes für die von Kohleausstieg betroffenen Regionen, in diesem Fall vor allem der Lausitz. Hätten sie das nicht getan, kann davon ausgegangen werden, dass die Bundespolitik sich bei dem Thema auf die Coronakrise zurückgezogen und die ostdeutschen Länder vertröstet hätte. Jetzt droht seitens der Bundesregierung eine Verzögerung des Kohleausstiegs. Das ist ein starkes Stück.

Für die verzögerte Unterstützung des seit Jahrzehnten geforderten Strukturwandels in der Lausitz nun die Coronakrise heranzuziehen, ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht der Klimabewegung. Es ist auch ein Schlag ins Gesicht der Region. Auch wenn dies manchem Kohlebefürworter und Tagebau- und Kraftwerkbetreiber ganz gelegen kommen mag, in der Hoffnung, dass sich der Wind der klimapolitischen Veränderung noch einmal dreht: Es ist eben nur ein Aufschub. Es täte der Region besser, wenn hier weiter auf den Wandel nach vorn gedrängt wird, statt die Rückwärtsbewegung mitzumachen.

Die viel beschworene Krisenfestigkeit der Ostdeutschen sollte ihre landespolitischen Vertreter deshalb dazu motivieren, sich auf die Hinterfüße zu stellen und darauf zu achten, dass hier wirklich Zukunft gemacht wird.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal