Regenbogen abgelehnt

Beflaggungsordnung stoppt in Dannenberg die CSD-Fahne

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 1 Min.

»Erst kommt de Wanze, und dann de Wanzenordnung!« lässt Carl Zuckmayer den Hauptmann von Köpenick in einem Disput mit seinem beamteten Schwager sagen, für den die deutsche Ordnung vor allem anderen Priorität besitzt. Im Kaiserreich. Aber auch über 100 Jahre später wird dem Primat der Ordnung brav Respekt gezollt. Aktuell ausgerechnet in einer Region, die zumindest seit »Gorleben« von vielen als Hort der Liberalität, der Toleranz, der Offenheit empfunden wird: in Niedersachsens Kreis Lüchow-Dannenberg.

Dort gilt in der gut 8000 Seelen zählenden Kleinstadt Dannenberg: »Erst kommt die Beflaggungsordnung - dann die Flagge!« Es geht um die Regenbogenfahne. Sie möge am 25. Juli, dem Christopher-Street-Day, am Rathaus gehisst werden, hatten die Organisatoren des vermutlich kleinsten CSD in Deutschland - er wird im Wendlanddorf Salderatzen ausgerichtet - beantragt. »Abgelehnt«, hieß es aus dem Rathaus. Erst müsse durch mehrere Gremien die Beflaggungsordnung geändert werden. Auch sei das Hissen der Flagge »mit Aufwand verbunden«, zitiert die Lokalzeitung Dannenbergs Verwaltung. Vielleicht spricht sich ja ein vor dem CSD tagender entscheidungsbefugter Ausschuss zugunsten des bunten Tuches aus, damit es künftig wie in der Nachbarstadt Lüchow, heißt: »Erst kommt die Flagge - dann die Beflaggungsordnung«.

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