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In schwerem Fahrwasser

Nach der Insolvenz der Eisengießerei Torgelow verspricht die Politik Unterstützung

In Mecklenburg-Vorpommern ist die Corona-Pandemie bisher vergleichsweise glimpflich verlaufen - zumindest was die gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung angeht. 20 Tote und pro 100 000 Einwohner gerechnet die niedrigste Infektionsquote aller Bundesländer stehen im Nordosten zu Buche. Wirtschaftlich hingegen beuteln die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie das Bundesland beträchtlich.

Tourismusbranche und damit verbunden Gastronomie sowie Einzelhandel sind Wirtschaftszweige, die in Mecklenburg-Vorpommern eine herausragende Rolle spielen. Gleichzeitig sind diese Branchen besonders von den Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie getroffen worden. Auch der Schiffsbau an der Ostsee, wichtigster Industriezweig des Landes, der dank der bis zur Krise boomenden Kreuzschifffahrt in den letzten Jahren wieder zuverlässig für Arbeitsplätze gesorgt hatte, muss ums Überleben kämpfen - und auf massive staatliche Hilfe hoffen.

Ebenso wie es im Augenblick mit Sicherheit auch die Beschäftigten der Eisengießerei Torgelow, einem der größten Industriebetriebe in Vorpommern, tun. Am Montagabend hatte das Unternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Wenn an diesem Donnerstag Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) und Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) nach Torgelow reisen, um mit der Geschäftsführung der Gießerei zu sprechen, haben die beiden aber mit Sicherheit noch nichts Handfestes im Gepäck. Obwohl bereits kurz nach Bekanntwerden der Insolvenz Dahlemann erklärt hatte: »Wir werden alle Möglichkeiten prüfen, der Gießerei zu helfen.« Die Bedeutung des Unternehmens mit rund 320 Mitarbeitern für Vorpommern verglich Dahlemann, der selbst aus Torgelow stammt, mit der der Werften für ganz Mecklenburg-Vorpommern. »Dass die Gießerei coronabedingt in schweres Fahrwasser gerät, hat mich getroffen«, so der 31-Jährige, der in seiner Funktion laut Regierungswebsite »Ansprechpartner für die Akteure, Kümmerer vor Ort und der besondere Interessensvertreter Vorpommerns« sei.

Auch die Vorsitzende der Linksfraktion im Schweriner Landtag, Simone Oldenburg, betont die besondere Bedeutung des Unternehmens und der Arbeitsplätze für die gesamte Region und pocht auf größtmögliche Unterstützung durch das Land: »Es ist die Pflicht der Landesregierung, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um den Weiterbetrieb des Unternehmens, das eine herausragende Rolle in der Region spielt, zu sichern. Meine Fraktion steht an der Seite der Beschäftigten, sie können sich auf unsere Unterstützung verlassen«, erklärte Oldenburg am Mittwoch gegenüber »nd«.

Wie eine Sprecherin des Amtsgerichtes Neubrandenburg erklärte, erfolgte die Insolvenzanmeldung aufgrund einer drohenden Zahlungsunfähigkeit. Dafür verantwortlich ist laut Geschäftsführung der Gießerei vor allem die Investitionszurückhaltung in der Coronakrise. So sei es zu Verzögerungen bei mehreren größeren Projekten gekommen, was Umsatzeinbußen zur Folge hatte. Zudem sei die Vertragslage mit wichtigen Auftraggebern aus Großbritannien und den USA unter anderem wegen des Brexits und der angespannten weltpolitischen Lage schwieriger.

Wie Geschäftsführer Peter Krumhoff erklärte, wolle man nun mit Hilfe eines Sachwalters einen Sanierungsplan erarbeiten. »Auf unseren Geschäftsbetrieb hat der Antrag auf Eigenverwaltung keine Auswirkungen«, so Krumhoff. Noch habe man einen guten Auftragsbestand, aber die Ertragslage werde schwieriger. Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich bei laufendem Geschäftsbetrieb selbst aus ihrer Misere zu befreien.

Als Sachwalter wurde vom Amtsgericht Neubrandenburg der Berliner Anwalt Sebastian Laboga eingesetzt. »Die Eisengießerei Torgelow gehört zu den Qualitätsführern für die Fertigung großer und komplexer Gussteile weltweit«, so Laboga. Das seien gute Voraussetzungen für eine Sanierung. In Torgelow werden große Teile für Windkraftanlagen für Großdieselmotoren sowie den Maschinen-, Behälter- und Anlagenbau gegossen. Mit Agenturen

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